FOPI.flash Dezember 2023

In dieser Ausgabe

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Editorial

Das Jahr 2024 als Chance für einen neuen Weg

Das Jahr 2023 geht mit Plänen für „die größte Strukturreform im Gesundheitsbereich seit Jahrzehnten“ zu Ende. Das könnte uns mit Hoffnung für ein gutes Jahr 2024 erfüllen. Doch zu viele Aspekte sind noch zu wenig ausgereift und definiert, um ihre Wirkung tatsächlich beurteilen zu können.

Wenn wir diese Reform als Chance nützen wollen, dürfen wir nicht in der Beobachter-Position verharren und auf die Ausarbeitung warten. Wir müssen uns einbringen, unsere Verantwortung ernst nehmen und konkrete Lösungen entwickeln. Und zwar alle Player im Gesundheitswesen. Ohne interessensgeleitete Stellungskämpfe, sondern auf Augenhöhe und mit konstruktiver Haltung.

Wir werden als forschende Pharmaindustrie jedenfalls das in unserer Macht stehende dazu beitragen, um einen kollaborativen, konstruktiven neuen Weg zu ermöglichen, der den Patient:innen in Österreich einen raschen und gleichberechtigen Zugang zu State-of-the-Art-Medizin und Innovationen sichert.

Mit der Hoffnung auf ein neues Miteinander wünschen wir Ihnen frohe Festtage und alles Gute für 2024!

Julia Guizani, Amaya Echevarria und Leif Moll
Präsidium des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI)

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Interview

Amaya Echevarria: Kollektive Stimme für die beste Versorgung der Patient:innen

Am 30. November 2023 wurden Amaya Echevarria und Leif Moll zu den neuen Vizepräsident:innen des FOPI gewählt. Sie folgen damit Anthea Cherednichenko und Michael Kreppel-Friedbichler nach, die beide vor kurzem eine neue berufliche Herausforderung im Ausland angenommen und deshalb ihr Amt zurückgelegt haben. Über ihre Schwerpunkte geben Amaya Echevarria und Leif Moll im Interview mit FOPI.flash Auskunft.

Die gebürtige Spanierin und ausgebildete Ärztin Amaya Echevarria ist Geschäftsführerin von Gilead Sciences Österreich & Schweiz und will innerhalb des FOPI vor allem die europäische Sichtweise stärken sowie Frauen in der Pharmaindustrie fördern.

Welche Schwerpunkte wollen Sie als neue Vizepräsidentin des FOPI setzen? Was wollen Sie in Ihrer Funktionsperiode verwirklicht wissen?
Während meiner Vizepräsidentschaft möchte ich greifbare Fortschritte erzielen, die mit unseren Grundprinzipien und gemeinsamen Werten im Einklang stehen. Ich setze mich für den Zugang zu innovativen Arzneimitteln ein und möchte deren zentrale Rolle bei der Wertschöpfung für die Gesellschaft hervorheben. Mit meiner langjährigen Erfahrung in den Bereichen Marktzugang, Preisgestaltung und Gesundheitsökonomie in ganz Europa möchte ich beispielsweise die Prozesse optimieren, die einen schnellen Zugang zu bahnbrechenden Therapien ermöglichen. Daran möchte ich gemeinsam mit dem gesamten Vorstand arbeiten und zum Beispiel die Umsetzung des neu eingeführten Bewertungsboards noch maßgeblich mitgestalten.

Sie betonen, dass sich die forschende Pharmaindustrie bzw. das FOPI auf die Prioritäten konzentrieren und vor allem den Zugang zu innovativen Therapien sicherstellen sollte. Was sind die Prioritäten?
Als kollektive Stimme für die bestmögliche Versorgung der Patient:innen im österreichischen Gesundheitssystem zu agieren, ist von zentraler Bedeutung. Ich möchte eng mit den Stakeholdern zusammenarbeiten, um für eine Politik einzutreten, die die Ergebnisse für die Patient:innen optimiert und damit einen Mehrwert für die Gesellschaft bringt und den Zugang zu innovativen Medikamenten verbessert.

Sie wollen sich als „kollektive Stimme für die beste Versorgung der Patient:innen im österreichischen Gesundheitssystem“ einsetzen. Was kann man sich darunter konkret vorstellen?
Als kollektive Stimme für die beste Versorgung im österreichischen Gesundheitssystem zu agieren, bedeutet für mich, ein kraftvoller Fürsprecher für patientenorientierte Initiativen zu sein. Es geht darum, Strategien und Kooperationen zu steuern, die die Bedürfnisse der Patient:innen in den Vordergrund stellen und den rechtzeitigen Zugang zu innovativen Behandlungen gewährleisten. Das Engagement als kollegialer Stakeholder im Health Ecosystem ermöglicht es, Allianzen zu fördern, die einen wirksamen Wandel in unserer Gesundheitslandschaft vorantreiben. Letztlich geht es darum, sicherzustellen, dass unsere gemeinsamen Bemühungen und unsere Fürsprache zu spürbaren Verbesserungen in der Patientenversorgung und beim Zugang zu innovativen Medikamenten führen.

Sie setzen sich für das Empowerment von Frauen in der Pharmaindustrie ein. Ist die Pharmaindustrie nicht ohnehin schon Vorreiter in diesem Bereich? Wo gibt es noch Nachholbedarf?
Ich setze mich für gleiche Führungschancen für Frauen im Pharmasektor ein und fördere ein Umfeld, das ihre berufliche Entwicklung unterstützt. Ja, unsere Branche hat bereits viele weibliche Talente in wichtigen Positionen, aber es gibt immer Raum für Verbesserungen. Die Unterstützung von tragfähigen Mentorenprogrammen und Unterstützungsnetzwerken wird ein wichtiger Schwerpunkt sein. Dadurch sollen Frauen auf allen Ebenen gestärkt und sichergestellt werden, dass ihre Stimmen gehört und ihre Beiträge anerkannt werden.

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Interview

Leif Moll: Traditionelle Rollenbilder bringen das Gesundheitssystem nicht weiter

Der deutsche Wirtschaftswissenschafter Leif Moll führt seit Juli 2020 Merck Österreich an. Er hatte davor innerhalb des internationalen Konzerns strategische Aufgaben inne und möchte die Expertise daraus auch für das FOPI nutzbar machen. Im Interview mit FOPI.flash geht er auf seine Vorhaben ein.

Sie wurden vor kurzem zum Vizepräsidenten des FOPI gewählt. Was hat Sie bewogen, diese ehrenamtliche Funktion neben Ihrem ohnehin fordernden Job als Geschäftsführer von Merck zu übernehmen?
Die Überzeugung gemeinsam etwas in Richtung eines nachhaltigen Gesundheitswesens bewegen zu können, die Freude und der Spaß am gemeinsamen Tun, mit hochmotivierten Menschen an gemeinsamen Zielen zu arbeiten und Erfolge zu feiern. Und, seien wir ehrlich, es sind schon spannende Zeiten in Österreich, nicht nur für die innovative pharmazeutische Industrie, sondern auch für die Patient:innen, die auf diese Innovationen angewiesen sind.

Was wollen Sie in Ihrer Funktionsperiode verwirklicht wissen?
Wenn ich einmal sagen könnte, dabei mitgeholfen zu haben, dass sich der Zugang zu medizinischer Innovation für die Patient:innen in Österreich verbessert hat, das würde mir schon viel bedeuten. Und zweitens möchte ich darauf hinarbeiten, die Rolle der innovativen forschenden Industrie weiterzuentwickeln, hin zu einer vertrauensvollen und konstruktiven Partnerschaft im politischen Diskurs, und der Anerkennung unseres gesellschaftlichen und ökonomischen Wertbeitrags.

Sie haben nach Ihrer Wahl betont, dass Sie die forschende Pharmaindustrie als „trusted partner“ sehen. Spüren Sie dieses Vertrauen wirklich bei allen Stakeholdern?
Jüngste Entwicklungen zeigen, dass wir nicht müde werden dürfen, den Austausch mit unseren Stakeholdern zu suchen. Eine gute persönliche Gesprächsbasis und das aktive Einbringen von Lösungsvorschlägen zu den dringlichen Themen sind nötig für einen kontinuierlichen Dialog, der von Vertrauen getragen ist. Traditionelle Narrative und Rollenbilder werden uns dabei nicht helfen, denn am Ende des Tages können wir nur gemeinsam das Gesundheitssystem in Österreich weiterbringen.

In dieser Rolle sollte sich das FOPI für die Stärkung der Patient:innenrechte in Österreich einsetzen. Wie könnte das konkret passieren?
Ich denke, dass dieses Thema unsere besondere Aufmerksamkeit verdient. Im europäischen Vergleich gibt es große Unterschiede, wie Patient:innenrechte gelebt werden, hier hat Österreich einigen Nachholbedarf. Das sieht man nicht zuletzt an der Stellung der Patient:innenvertretung in Gremien wie der Heilmittelevaluierungskommission oder dem neuen Bewertungsboard. Es ist Teil unserer Verantwortung, diese Unterschiede aufzuzeigen und im Stakeholder-Dialog vermehrt darauf aufmerksam zu machen. Ich bin überzeugt, dass wir damit einen wertvollen Beitrag zur Sichtbarkeit für die Belange von Patient:innen in Gesellschaft und Politik leisten können.

Sie haben bereits vor einigen Monaten den Lead für eine FOPI-interne Arbeitsgruppe übernommen, die sich dem Thema rascher Zugang zu innovativen Arzneimitteln für Patient:innen widmet. Woran arbeiten Sie da gemeinsam? Wann wird man von ersten Ergebnissen hören?
Eines unserer wichtigsten Themen ist der rasche Zugang zu innovativen Medikamenten für Patient:innen in Österreich. Wir arbeiten daran, diesen Zugang gemeinsam mit unseren Partnern im Gesundheitswesen weiter zu verbessern. Dabei legen wir den Fokus nicht nur auf eine möglichst rasche Verfügbarkeit von Innovationen, sondern auch auf einen nachhaltigen Zugang: Es muss sicherstellt sein, dass benötigte Therapien verlässlich erstattet werden und der ärztliche Entscheidungsspielraum dabei möglichst wenig eingeschränkt wird. Unsere Arbeitsgruppe hat hier schon wertvolle Ansatzpunkte herausgearbeitet, die wir noch im heurigen Jahr im Sinne eines konstruktiven Dialoges mit Entscheidungsträger:innen im Gesundheitssystem diskutieren werden. Wir rechnen also schon zeitig im neuen Jahr mit frischen Ansatzpunkten für konkrete Schritte.

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Zahl des Monats

81,3 Jahre

beträgt die Lebenserwartung hierzulande im Durchschnitt. Damit rangiert Österreich über dem Durchschnitt der OECD-Staaten. Der Anteil gesunder Lebensjahre liegt jedoch unter dem OECD-Schnitt. Mitverantwortlich: Das österreichische Gesundheitssystem war lange nur auf die Behandlung von Krankheiten ausgerichtet. Für den Bereich der Gesundheitsförderung gab es bis dato keine eindeutige Zuständigkeit. Das soll sich mit der jüngst auf den Weg gebrachten Gesundheitsreform ändern. 60 Mio. Euro pro Jahr sollen zusätzlich in Programme zur Gesundheitsförderung und Vorsorge fließen und dazu beitragen, die Menschen länger gesund zu halten sowie Krankheiten frühzeitig zu erkennen. 90 Mio. Euro jährlich werden von Bund, Ländern und Sozialversicherung für Impfprogramme zur Verfügung gestellt, um Schutzimpfungen als eine der wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen in der Medizin zu forcieren.

Quelle: Sozialministerium, November 2023

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Intern

Amgen neues Mitglied im FOPI

Mit Amgen Österreich zählt das Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie 24 Mitgliedsunternehmen. Der Biotechpionier mit Fokus auf Krebs, Nierenversagen, kardiovaskuläre Erkrankungen, rheumatoide Arthritis, Knochenerkrankungen und andere schwere Erkrankungen ist nach einer kurzen Pause unter dem neuen Geschäftsführer George Tousimis zum FOPI zurückgekehrt und setzt sich nun mit ganzem Engagement für die Anliegen der forschenden Pharmaindustrie ein. Mehr über Amgen unter www.amgen.at. Ein Interview mit George Tousimis lesen Sie in der nächsten Ausgabe!

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Podcast

Am Mikro|skop: Gendermedizin – was macht den Unterschied?

Erst seit 2010 gibt es einen Lehrstuhl für Gendermedizin an der Medizinischen Universität Wien. Der zweite folgte 2014 in Innsbruck. Dabei ist Gender Diversity längst in allen Bereichen der Gesellschaft ein Thema. In der Medizin sind die geschlechtsabhängigen Unterschiede teilweise augenfällig, teilweise subtil und in vielen Bereichen noch wenig bekannt. Worin also unterscheiden sich Frauen von Männern in ihrem Gesundheitsverhalten? Wie differenzieren sich Krankheitsverläufe? Und wie wird in Forschung und Lehre darauf Rücksicht genommen? Das diskutiert Moderatorin Martina Rupp in der 24. Episode von Am Mikro|skop mit Univ.-Prof.in Dr.in Sabine Ludwig (der neuen Professorin für Diversität in der Medizin, Medizinische Universität Innsbruck) und Mag.a Bettina Resl (Head Public Affairs, Novartis Pharma Austria). Diese und alle anderen Episoden des – gemeinsam mit dem Fachverband der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) und Chemiereport/Austrian Life Sciences produzierten – Podcasts finden Sie hier: www.chemiereport.at/am-mikroskop