FOPI.flash Februar 2024

In dieser Ausgabe

analysis-2030261 (Konstantin Kolosov auf Pixabay)
© freepik

Editorial

Damit Innovation nicht selten wird

Der heutige Schalttag ist nicht ohne Grund seit vielen Jahren der Welttag der seltenen Erkrankungen. Er soll als ganz besonderer Tag auf die Anliegen der Menschen mit Rare Diseases aufmerksam machen, denn sie benötigen noch mehr als andere Patient:innen innovative Ansätze und Therapien.

Als forschende Pharmaindustrie legen wir darauf unser Augenmerk und entwickeln – wie unser Mitgliedsunternehmen Alexion – moderne Wirkstoffe, die den Betroffenen oft neue Hoffnung schenken. (Lesen Sie dazu auch das Interview mit Adrian Cuadra, in dem er über die Arbeit von Alexion spricht, und die Zahl des Monats.)

Doch Innovation benötigt Investitionen, und für Investitionen sind entsprechende Rahmenbedingungen entscheidend. Zahlreiche Stimmen und Initiativen geben bereits die Richtung vor – danke an Martin Kocher und Karoline Edtstadler, die sich dazu klar positionieren. In Summe müssen wir alle aber noch mehr an einem investitionsfreundlichen Umfeld arbeiten, das die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs im internationalen Kontext absichert.

Julia Guizani, Amaya Echevarría und Leif Moll
Präsidium des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI)


© Markus Wache

Standort Österreich

INVEST in AUSTRIA: Die Rahmenbedingungen müssen stimmen

Die österreichische Pharmaindustrie investierte zwischen 2013 und 2022 rund 4 Mrd. EUR und kehrt dem Standort nicht den Rücken, obwohl es zunehmend schwieriger wird, die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Märkten wie China, Indien oder den USA zu beweisen. Für den Erhalt der Innovationskraft braucht es neben Investitionsanreizen deshalb vor allem ein geändertes Mindset. Ein Bericht anlässlich der hochkarätig besetzten Standortkonferenz INVEST in AUSTRIA.

„Österreich zählt zu den führenden Pharma-Standorten weltweit mit internationaler Forschung und einem stetig expandierenden Unternehmensumfeld. Mit einem Anteil von sieben Prozent am Bruttoinlandsprodukt ist der Life Science-Sektor nicht nur von zentraler Bedeutung für die Gesundheitsversorgung, sondern auch für den Standort“, betonte Wirtschaftsminister Martin Kocher Ende Jänner im Zuge der Präsentation eines Investitionspakets.

Das kann auch durch Zahlen untermauert werden: Die heimische Pharmaindustrie erwirtschaftet im Schnitt rund 4,8 Mrd. EUR an Wertschöpfung pro Jahr und beschäftigt (direkt und indirekt) rund 63.000 Menschen. Dies hat bedeutende, teils lebenswichtige Auswirkungen auf die Bürger:innen. Denn wo geforscht und produziert wird, sind Ärzt:innen zeitnah am höchsten Stand des medizinischen Wissens und innovative Arzneimittel in der Regel früher verfügbar. So können die Patient:innen von einer modernen Versorgung profitieren, die ihre Lebenserwartung sowie -qualität steigern kann.

Dazu sind laufend Investitionen nötig, die die österreichische Pharmaindustrie entsprechend leistet. Zwischen 2013 und 2022 flossen immerhin ca. 4 Mrd. EUR in neue Technologien oder Anlagen, in Forschungseinrichtungen oder Distributionskanäle.

Standort steht permanent auf dem Prüfstand

„Der Standort Österreich steht aber auf dem Prüfstand. Die Kosten sind hierzulande hoch, und es ist eine echte Herausforderung, die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Märkten wie China oder Indien zu erhalten“, bemerkt Julia Guizani, General Manager von Sanofi in Österreich und Präsidentin des FOPI. „Um die Innovationsfähigkeit der heimischen Pharmaindustrie für die Zukunft zu sichern, braucht es mehr Anreize für Unternehmen, in Österreich zu forschen und produzieren. Da geht es etwa um eine stärkere Förderung von Digitalisierung und Technologisierung, die die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz mitdenkt. Es sind aber auch faire Rahmenbedingungen, insbesondere in der Preisgestaltung, unverzichtbar, um Österreich im internationalen Vergleich als Markt attraktiv zu halten.“

Der Arbeits- und Wirtschaftsminister begegnete dieser Forderung jüngst mit einem Forschungsinvestitionspaket in Höhe von 45 Mio. EUR für die Jahre 2024 bis 2026. „Es ist unser Ziel, die besten Rahmenbedingungen für Patientinnen und Patienten und für heimische Betriebe zu schaffen, um die Gesundheitsversorgung sowie Wohlstand und Arbeitsplätze im Land zu sichern“, so Kocher.

„Das ist zu begrüßen“, meint Guizani. „Wir wünschen uns jedoch auch ein Commitment der Politik ähnlich dem, das die deutsche Bundesregierung im Dezember abgegeben hat. Das bezieht sich auf ein grundsätzlich pharmafreundliches Umfeld und drückt sich in Kooperationsbereitschaft sowie der Erstattung innovativer Arzneimittel aus.“

Wert für Patient:innen (noch) nicht im Mittelpunkt

„Dieses Mindset sehen wir derzeit noch nicht“, sagt Guizani. „Unverändert wird der Wert eines Arzneimittels viel zu stark am Preis anstatt am Nutzen festgemacht. Im Mittelpunkt muss der rasche und breite Zugang für Patient:innen in Österreich stehen, damit diese von innovativen Therapien bestmöglich profitieren.“

© BMAW/Holey

Position

Martin Kocher: Pharmaindustrie trägt entscheidend zu unserem Wohlstand bei

„Die pharmazeutische Industrie spielt eine wesentliche Rolle in unserem Gesundheitssystem und trägt als Wirtschaftsfaktor in Form von Innovationen, Wertschöpfung und hochwertigen Arbeitsplätzen entscheidend zu unserem Wohlstand bei. Mit einem Anteil von sieben Prozent am Bruttoinlandsprodukt und rund 60.000 Arbeitsplätzen ist der Life Science-Sektor nicht nur von zentraler Bedeutung für die Gesundheitsversorgung, sondern auch für den Standort. Darüber hinaus stärkt sie die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit sowie die Resilienz Österreichs. Daher zählt die Branche auch zu den strategischen Schlüsselindustrien für das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft. In den vergangenen Jahren hat sich Österreich zu einem führenden Pharma-Standort entwickelt und punktet mit einem stetig expandierenden Unternehmensumfeld. Maßnahmen, wie der Standortkongress „InvestInAustria“ tragen dazu bei, Österreich bekannt zu machen und die exzellenten Rahmenbedingungen für Firmen hervorzustreichen. Dieses Jahr durften wir über 55 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Pharmabranche am Standortkongress begrüßen. Damit sichern wir nicht nur die Gesundheitsversorgung, sondern auch Wohlstand und Arbeitsplätze.“

Martin Kocher, Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft

© BKA Dragan Tatic

Position

Karoline Edtstadler: Wir müssen Weltmeister der Innovation werden

„Die Welt steht vor einem Richtungswechsel. Die Europäische Union war lange der größte Binnenmarkt der Welt und wird heute wirtschaftlich von China und den USA abgehängt. Europa muss die Trendumkehr schaffen, den Binnenmarkt endlich vollenden und so die Potenziale unseres Wirtschaftsraums voll ausschöpfen. Wir stehen an der Schwelle bedeutender technologischer Fortschritte und Innovationen, die das Potenzial haben, unsere Gesellschaft nachhaltig zu prägen und zu verbessern. Um diesen Fortschritt zu sichern, müssen wir die richtigen Rahmenbedingungen schaffen.

Als Bundesministerin für EU und Verfassung und als überzeugte Europäerin bin ich der Meinung, dass der Erhalt und die Förderung von Wettbewerbsfähigkeit und Forschung & Entwicklung die Schlüsselfaktoren für unsere europäische Zukunft sind. Unser Anspruch muss sein, Weltmeister der Innovation, Champion der Wertschöpfung und damit Vorreiter für höchste Lebensqualität zu sein. Aktuell sind wir Weltmeister der Regulierung. Doch die EU muss sich an den Chancen orientieren und nicht an den Risiken.

Es muss unser Ziel sein, den Forschungs- und Innovationsstandort durch eine deutliche Erhöhung von Forschungsmitteln und einen harten internationalen Patentschutz zu stärken. Regulierungen sollen nicht innovationshemmend, sondern innovationsfördernd sein. Denn die Forschung ist ein Motor für Wachstum und Beschäftigung und spielt eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen, von der Gesundheitsversorgung bis zum Klimawandel.

Indem wir die Grundlagen für eine starke, innovative und wettbewerbsfähige forschende Industrie legen, sichern wir Europas Rolle als globaler Player in Wissenschaft und Technologie. Dies erfordert Engagement, Vision und Zusammenarbeit auf allen Ebenen – lokal, national und europäisch. Ich bin zuversichtlich, dass wir gemeinsam diese Herausforderungen meistern und ein florierendes und lebenswertes Europa für zukünftige Generationen gestalten können.“

Karoline Edtstadler, Bundesministerin für EU und Verfassung im Bundeskanzleramt

© freepik

Stimmen der Industrie

Investitionen sind die Innovationen von morgen

„Durch unsere erfolgreiche Forschung & Entwicklung sind wir auf Wachstumskurs, auch in Österreich. So haben wir mit Jahreswechsel 2023/2024 unseren neuen Standort in Wien für unser expandierendes Team hochqualifizierter Mitarbeiter:innen eröffnet. Als führendes Unternehmen in der klinischen Forschung bringen wir zahlreiche klinische Studien und damit die Entwicklung der Therapien von morgen und einen frühen Zugang zu ebendiesen für Patient:innen ins Land. Um weiterhin solche Investitionen anzuziehen, braucht es jedoch einen Rahmen, der Innovation fördert und stärkt. Die derzeitigen Bestrebungen rund um die EU-Pharmagesetzgebung oder das geplante Bewertungsboard für innovative Therapien in Österreich könnten den Zugang für Patient:innen zu innovativen Therapien verzögern. Das könnte einerseits den Einsatz neuer Therapien in Österreich einschränken oder aber neue klinische Studien und Investitionen in Österreich reduzieren und damit den Forschungs- und Wirtschaftsstandort beeinträchtigen.”
AstraZeneca Österreich

„Für Novartis hat die Innovations- und Investitionsfreundlichkeit Österreichs besondere Bedeutung. In den letzten neun Jahren hat Novartis rund 1,8 Mrd. Euro in den Campus Tirol als führenden Biotech-Standort in Europa investiert. Nun kommen rund 500 Mio. Euro für zwei Zellkulturanlagen in Kundl und Schaftenau dazu, die etwa 350 zusätzliche, hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen werden und die Produktionskapazitäten für innovative Arzneimittel ‚Made in Austria‘ weiter stärken. Das passiert im Schulterschluss mit der österreichischen Bundesregierung sowie dem Land Tirol und ist ein wichtiges Signal. Denn Europa darf mit der aktuellen Diskussion um die Revision der europäischen Pharmagesetzgebung nicht die zukünftigen Rahmenbedingungen für den Pharmastandort gefährden.“
Novartis Österreich

„2023 investierte Roche über 15 Mio. EUR in Forschungsprojekte in Österreich. Über 60 klinische Studien mit Roche Molekülen/Arzneimitteln werden in österreichischen Spitälern durchgeführt. Die Bedeutung Österreichs als Forschungsstandort muss erhalten und gestärkt werden, damit auch in Zukunft der rasche Zugang zu innovativen Therapien für alle Patient:innen gewährleistet werden kann. Damit geht einher, dass Gesundheitsausgaben (inkl. Vorsorgeuntersuchungen, Diagnosen und Dateninfrastruktur) nicht als reine Kostenfaktoren, sondern als wichtige Investitionen verstanden werden.“
Roche Austria

„Takeda investiert laufend in den Forschungs- und Produktionsstandort in Österreich, zuletzt einen dreistelligen Millionenbetrag in einen technisch und ökologisch optimierten Neubau für die biopharmazeutische Forschung und Entwicklung in der Wiener Seestadt. Ein starkes Ökosystem aus Biotech-, Medizintechnik- und anderen Pharma- oder Forschungsinstituten ist ein Magnet für Talente, ein unterstützendes Umfeld sowie die gute Erreichbarkeit der relevante Partner:innen ergänzen das positive Bild in Österreich.”
Takeda Österreich

© accelent/Freepik

Zahl des Monats

450.000

Menschen leben in Österreich mit einer seltenen Erkrankung. Das sind mehr Personen als in ganz Vorarlberg wohnen. Dennoch ist die Versorgung dieser Patient:innen verbesserungswürdig. Viele Betroffene machen einen mitunter jahrelangen Leidensweg durch. Nicht ohne Grund werden die Orphan Diseases oft als „Weisenkinder der Medizin“ bezeichnet. Der Rare Disease Day am seltenen 29. Februar ist Anlass, auf die Anliegen dieser Menschen aufmerksam zu machen und sie zu unterstützen – etwa durch eine Absicherung der Patient:innenorganisationen, die für die Betroffenen unverzichtbare Anlaufstellen sind. Pro Rare Austria, die Dachorganisation dieser Selbsthilfegruppen, hat er ein Forderungspapier präsentiert und drei zentrale Punkte in den Mittelpunkt gestellt: eine gesicherte österreichweit-einheitliche Basis- und Projektfinanzierung für Selbsthilfe- und Patient:innenorganisationen auf Bundesebene, die formalisierte Beteiligung von Selbsthilfe- und Patient:innenvertreter:innen in sozial- und gesundheitspolitischen Gremien auf Bundesebenen sowie die gesetzliche Verankerung der Selbsthilfe in Österreich in Form eines Beteiligungsgesetzes. Mehr unter Kernforderungen zur Stärkung der Selbsthilfe

© Alexion Pharma_Casper Dufour

Im Gespräch

Adrian Cuadra: Patient:innen mit seltenen Erkrankungen brauchen gleichberechtigen Zugang zu Innovationen

Patient:innen mit seltenen Erkrankungen erfahren in Österreich – je nach Bundesland – eine unterschiedliche Versorgung, da viele Entscheidungen auf regionaler Ebene getroffen werden, weiß Adrian Cuadra, Geschäftsführer des auf Rare Diseases spezialisierten Pharmaunternehmens Alexion. Er plädiert deshalb dafür, Instrumente und Verfahren zur Bewertung des Zugangs zu innovativen Therapien für seltene Krankheiten anzupassen, um einen schnellen und gleichberechtigten Zugang für die Betroffenen zu ermöglichen.

Alexion ist seit Januar dieses Jahres neues Mitglied des FOPI. Als Country Director für die Schweiz und Österreich sind Sie ein neues Mitglied im Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie. Was motiviert Sie, Ihre Stimme gemeinsam mit anderen zu erheben?

Seltene Krankheiten sind aufgrund der geringen Anzahl der davon betroffenen Menschen eine besondere Herausforderung, sodass ihre Erforschung einen kooperativen Ansatz erfordert. Unser Ziel ist es, die Patientinnen und Patienten als Individuen zu verstehen, nicht nur ihre Krankheit, damit wir ihre individuellen Bedürfnisse besser erfüllen können. Seit mehr als 30 Jahren stehen die Patientinnen und Patienten sowie die Menschen, die sie betreuen, im Mittelpunkt unseres Handelns, und sie inspirieren uns jeden Tag, anders zu denken und der Wissenschaft zu folgen, um bessere Ergebnisse für sie und ihre Angehörigen zu erzielen. Mit der Mitgliedschaft im FOPI schließen wir uns einer Gruppe gleichgesinnter Organisationen an, die unsere Ambitionen teilen.

Am Tag der Veröffentlichung dieses Interviews wird auch der Tag der seltenen Erkrankungen begangen – bewusst am 29. Februar, einem Schalttag. Was fasziniert Sie am meisten an Ihrer Arbeit – führend in einem Unternehmen tätig zu sein, das sich mit seltenen Krankheiten beschäftigt?

Weltweit sind 400 Millionen Menschen von einer seltenen Krankheit betroffen, doch für über 90 % der mehr als 7.000 bekannten seltenen Krankheiten gibt es keine zugelassenen Behandlungsmöglichkeiten. Sie sind in der Regel chronisch, viele führen zu Behinderungen oder sind sogar lebensbedrohlich. 30 % der weltweit betroffenen Kinder überleben nicht bis zu ihrem fünften Lebensjahr. In diesem Bereich gibt es einen großen ungedeckten Bedarf. Die Arbeit für ein Unternehmen und mit Menschen, die sich dafür einsetzen, das Leben der von seltenen Krankheiten Betroffenen zu verbessern, fasziniert mich am meisten an meinem Beruf.

Und einer der ersten Schritte ist die Bewusstseinsbildung: Am heutigen Tag der seltenen Erkrankungen laden wir alle ein, sich der Kampagne „colourUp4RARE“ anzuschließen, einem gemeinsamen Projekt der Pharma- und Gesundheitsunternehmen Alexion, Chiesi, Janssen-Cilag, Novartis, Takeda und UCB, des Spieleherstellers Ravensburger und vieler europäischer Patientenorganisationen, um das Bewusstsein für Menschen mit einer seltenen Krankheit zu schärfen, die Bedingungen für die Erforschung und Entwicklung neuer Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern und die Versorgung zu optimieren. (Links zur Kampagne siehe unten)

Sie sind Country Director für Österreich und die Schweiz. Wie nehmen Sie die beiden Gesundheitssysteme im Vergleich wahr? Was sind ihre Vor- und Nachteile?

Beide Systeme bieten eine flächendeckende Gesundheitsversorgung und zeichnen sich durch eine hohe Qualität der Versorgung aus. Der Zugang zu innovativen Arzneimitteln ist jedoch in beiden Ländern sehr unterschiedlich: Die Schweiz benötigt aufgrund ihres eigenen, von der Europäischen Union getrennten Regulierungsprozesses, zusätzliche Ressourcen. Nach der Zulassung kommt es oft zu Verzögerungen bei der regulären Kostenerstattung für innovative Therapien. Es gibt jedoch ein System, das es in Ausnahmefällen ermöglicht, noch nicht regulär erstattete Arzneimittel anzuwenden. Die Schweizer Patientinnen und Patienten würden von einem schnelleren Zugang zu innovativen Therapien profitieren, wenn im Schweizer Gesundheitssystem neue Verfahren eingeführt würden, die eine rasche Erstattung nach der Zulassung durch Swissmedic ermöglichen.

Österreich hingegen folgt der Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und unterscheidet klar zwischen Arzneimitteln, die im stationären und im ambulanten Bereich abgegeben werden. Die Schwierigkeit für Patientinnen und Patienten mit seltenen Krankheiten liegt in der Ungleichheit zwischen den Bundesländern, da viele Entscheidungen auf regionaler Ebene getroffen werden. Die Auswirkungen der jüngsten Reform der Gesundheitspolitik müssen noch bewertet werden.

In beiden Systemen müssen die besonderen Herausforderungen der Diagnose und Behandlung seltener Krankheiten berücksichtigt werden. Die Instrumente und Verfahren zur Bewertung des Zugangs zu innovativen Therapien für seltene Krankheiten müssen angepasst werden, um einen schnellen und gleichberechtigten Zugang für die Patientinnen und Patienten zu ermöglichen.

In Österreich wurde kürzlich eine Gesundheitsreform verabschiedet. Wird sie den Anforderungen und Bedürfnissen von Menschen mit seltenen Krankheiten gerecht? Welche Lösungen fehlen (noch)?

Es ist zu begrüßen, dass sich die Gesundheitspolitik ständig weiterentwickelt, um das Gesundheitssystem in Österreich zu stärken. Als pharmazeutisches Unternehmen schätzen wir die Bemühungen, das Gesundheitssystem und die Lage für die Patientinnen und Patienten zu verbessern. In naher Zukunft wird es auch entscheidend sein, sich auf eine innovationsfreundlichere Regulierung auf EU-Ebene und in Österreich zu konzentrieren. Die neue Bewertungskommission, die derzeit vom Gesundheitsministerium eingeführt wird, könnte dazu beitragen, dass die Gesundheitsversorgung für Patientinnen und Patienten mit einer seltenen Krankheit in allen Bundesländern Österreichs gleich ist. Derzeit liegen uns nur wenige Informationen darüber vor, wie die Arbeit dieser neuen Kommission geregelt sein wird. Um die Gesundheitsversorgung für Patientinnen und Patienten mit seltenen Krankheiten zu verbessern, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Empfehlungen der neuen Bewertungskommission nicht die konkreten Behandlungsentscheidungen der Gesundheitsfachpersonen für die einzelnen Patientinnen und Patienten außer Kraft setzen und den Zugang der Menschen mit seltenen Krankheiten zu innovativen Behandlungen nicht verzögern.

Was muss getan werden, um die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit seltenen Krankheiten zu verbessern?

Wir schätzen, dass in der Schweiz und in Österreich gesamt etwa 1 Millionen Menschen mit einer seltenen Krankheit leben. Es bleibt also noch eine Menge Arbeit zu tun. Patientinnen und Patienten mit seltenen Krankheiten sowie Menschen, die sie betreuen, sind oft unverhältnismäßig stark von den Lücken in den Gesundheitssystemen betroffen. Viele seltene Krankheiten sind im Vergleich zu den Häufigeren nicht ausreichend erforscht, und der Zugang zu fachärztlicher Versorgung ist schwieriger. Dies führt zu verzögerten und falschen Diagnosen, die oft zulasten der Gesundheit der Betroffenen gehen. Selbst wenn eine korrekte und rechtzeitige Diagnose gestellt wird, ist dies oft nur der Anfang des Weges zu einer angemessenen Versorgung und Unterstützung, da es für mehr als 90 % der seltenen Krankheiten keine zugelassene Behandlungsmöglichkeit gibt.

Wir müssen dafür sorgen, dass der Dialog zwischen allen Beteiligten fortgesetzt wird, um die Versorgung zu verbessern und sicherzustellen, dass Patientinnen und Patienten mit seltenen Krankheiten so schnell wie möglich eine Diagnose erhalten, aber auch Zugang zur Behandlung bekommen, sobald diese verfügbar ist.

Beide Länder haben Pläne für seltene Krankheiten eingeführt, um die Versorgung der Betroffenen zu verbessern. Es ist von entscheidender Bedeutung, das Fachwissen der speziellen Zentren weiter auszubauen und sicherzustellen, dass den nationalen Plänen Maßnahmen folgen und Haushaltsmittel zugewiesen werden, um die Umsetzung konkreter Veränderungen zu ermöglichen.

Die Kampagne „colourUp4RARE“

Kampagnen-Link Englisch: www.colourUp4RARE.com

Kampagnen-Link Deutsch: www.colourUp4RARE.com/de

Über Alexion

Alexion, AstraZeneca Rare Disease, ist die Gruppe innerhalb von AstraZeneca, die sich auf seltene Krankheiten konzentriert und 2021 nach der Übernahme von Alexion Pharmaceuticals, Inc. gegründet wurde. Alexion ist seit mehr als 30 Jahren führend auf dem Gebiet der seltenen Krankheiten und engagiert sich dafür, Menschen, die von seltenen Krankheiten und den damit verbundenen Schwierigkeiten betroffen sind, und ihren Angehörigen durch die Entdeckung, Entwicklung und Vermarktung von lebensverändernden Arzneimitteln zu helfen. In den Mittelpunkt seiner Forschungstätigkeit stellt Alexion neue Wirkstoffe und Zielmoleküle in der Komplementkaskade, das Hauptaugenmerk der Entwicklungstätigkeit von Alexion liegt auf den Bereichen Hämatologie, Nephrologie, Neurologie, Stoffwechselstörungen, Kardiologie und Ophthalmologie. Alexion hat seinen Hauptsitz in Boston, Massachusetts, und verfügt über Niederlassungen auf der ganzen Welt, die Patientinnen und Patienten in mehr als 50 Ländern betreuen. Die Schweizer Niederlassung hat ihren Sitz in Baar. Weitere Informationen über Alexion Schweiz: www.alexion.com/worldwide/Switzerland

© Gülsen Sever Yildiz

Blog

Musterbeispiel RSV: Mit Prävention menschliches Leid und Gesundheitskosten vermeiden

Infektionserkrankungen stellen für das österreichische Gesundheitssystem eine große Belastung dar. So breitet sich beispielsweise das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) derzeit nicht nur in Österreich rasant aus. Es stellt unter anderem für kleine Kinder und Säuglinge eine besondere Gefahr dar. Mit einer neuen Prophylaxe zeichnet sich jedoch Hoffnung ab, die beispielhaft für sinnvolle Prävention sein kann, meint Gülsen Sever Yildiz von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz in ihrem Beitrag für den FOPI.Blog. https://fopi.at/blog/