Was bedeuten innovative Therapien wirklich?

© Jutta Bechyna

Hohe Kosten fürs Gesundheitssystem? Medizinischen Fortschritt? Oder schlichtweg neue Hoffnung für Menschen, die von chronischen oder gar lebensbedrohlichen Erkrankungen betroffen sind? Ein Blog von Cornelia Moser, stv. Generalsekretärin des FOPI.

Wenn ich in meinem Beruf als Pharmamanagerin neuartige Medikamente anspreche, geht die Diskussion meist rasch in Richtung Preise. Innovative Therapien seien teuer, das kann sich niemand leisten. Die Pharmaindustrie argumentiert mit Kosten-Effektivitäts-Studien und kommuniziert damit häufig sehr kompliziert. Diese Studien werden verständlicherweise gefordert. Doch lassen wir die Preisdiskussion einmal ganz weg.

„Was bedeutet es für Sie als Patientin oder Patient, ein Medikament zu erhalten?

Ich selbst bin sehr dankbar, bei Wetterumschwüngen eine Kopfwehtablette einnehmen zu können. Schmerzmittel sind generell unglaublich wichtig, denn Schmerzen jeglicher Art schränken uns ein und können uns zermürben. Für uns ist es heutzutage zum Glück selbstverständlich, gegen die meisten Schmerzen etwas tun zu können, nur sind wir uns dessen oft nicht bewusst. Erst, wenn man nichts mehr dagegen tun kann, wird uns die Bedeutung von Schmerzmitteln bewusst, z.B. bei schweren Erkrankungen im Endstadium.

Was mich sehr beeindruckt sind Medikamenten gegen HIV, die mittlerweile AIDS verhindern und das Virus auf ein Minimum im Körper reduzieren, sodass infizierte Menschen damit ganz normal leben können, ohne jemanden anzustecken. In meiner Jugend war mir der preisgekrönte Kinofilm Philadelphia mit Tom Hanks und Denzel Washington sehr präsent, in dem ein an AIDS-Erkrankter um seine Rechte bis zu seinem Tod kämpft – weil HIV/AIDS damals auch ein Todesurteil war. Derartige Filme sind glücklicherweise obsolet geworden.

„Medikamente gegen zu hohen Blutdruck, Blutzucker oder zu hohes Cholesterin sind omnipräsent, nur spricht kaum jemand darüber, weil es schon ganz normal ist, dass es diese Therapien gibt.“

Sie sind jedoch wichtig, um unser Herz-Kreislauf-System im Körper im besten Fall zu normalisieren, wenn dies notwendig ist. Das bedeutet weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle, um nur die bekanntesten Beispiele zu nennen. Diese machen Angst, abgesehen davon, dass sie lebensbedrohlich sein können.

Und nicht zuletzt Medikamente gegen Krebs. Eine Krebserkrankung ist leider oft nicht heilbar, sie kann jedoch mittlerweile je nach Art und Schweregrad immerhin einige Zeit lang, oft sogar viele Jahre, gut behandelt werden, sodass Menschen mit Krebs gut weiterleben können. Leider gibt es auch viele Fälle, wo eine Therapie nur noch um ein oder zwei Monate das Leben verlängern kann. Auch dies ist wichtig, denn es verschafft einem betroffenen Menschen und seiner Familie die Möglichkeit, noch wichtige Angelegenheiten zu regeln und sich zu verabschieden.

Es gäbe noch unzählige andere Beispiele.

„Mir ist wichtig aufzuzeigen, wie sehr Medikamente in unserem Leben integriert sind.“

All diese Therapien mussten erforscht und entwickelt werden. Genau dafür ist die forschende Pharmaindustrie zuständig. Es gibt auch leider zahlreiche Erkrankungen, z.B. seltene Krankheiten, die sich oft schon im Kindesalter bemerkbar machen, gegen die es noch kaum oder sogar gar keine Therapien gibt. Dies sind unter anderem die Forschungsthemen der aktuellen Zeit. Meistens werden wir uns erst der Bedeutung von Medikamenten bewusst, wenn wir sie brauchen. Ich finde es auch beruhigend zu wissen, dass man etwas tun kann, sollte es notwendig werden. Ich bin stolz, in dieser Industrie tätig zu sein.