FOPI.flash Mai 2025

In dieser Ausgabe

 

 

analysis-2030261 (Konstantin Kolosov auf Pixabay)
© freepik

Editorial

Forschungsstandort unter Druck

Dank hoher Investitionen in Forschung & Entwicklung war es möglich, dass in den letzten zehn Jahren rund 400 innovative Therapien in Europa zugelassen und für die Patient:innen verfügbar gemacht werden konnten. Das ist eine durchaus beachtliche Bilanz, die die Innovationskraft der forschenden Pharmaindustrie unterstreicht.

Doch in Österreich ist die klinische Forschung unter Druck geraten. Die Zahl der gestarteten klinischen Studien sank zwischen 2021 und 2024 um 28 Prozent. Blickt man zehn Jahre zurück, verringerte sich die Zahl sogar um fast ein Drittel. Das muss uns zu denken geben, denn Patient:innen profitieren nicht erst von zugelassenen Medikamenten, sondern auf vielfältige Weise auch bereits von klinischer Forschung. Ganz zu schweigen von der Wirkung der Forschungsaktivitäten auf den Medizinstandort und die hier tätigen Gesundheitsdienstleister:innen.

Deshalb ist die konsequente Ausgestaltung einer österreichischen Life-Science- und Pharma-Strategie dringend nötig – mit effektiven (sektorübergreifenden) Maßnahmen in den Bereichen „Nachhaltige Medikamentenversorgung“, „Forschungsförderung“, „Standort Österreich“, „Digitalisierung“ und „Vorsorgeprogramme“.

Leif Moll, George Tousimis, Ute Van Goethem und Astrid Jankowitsch
Präsidium des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI)



 

© FOPI/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Bilanz

Innovative Arzneimittel 2024

Rekordinvestitionen in Forschung & Entwicklung haben ermöglicht, dass in den letzten zehn Jahren rund 400 innovative Therapien in Europa zugelassen und für die Patient:innen verfügbar gemacht werden konnten. Auch 2024 kamen 38 Arzneimittel mit einem komplett neuen Wirkstoff auf den Markt – darunter ein Brustkrebs-Medikament, das bei Therapieresistenzen neue Optionen eröffnet, und ein neues Kombinations-Antibiotikum für schwere und lebensbedrohliche Infektionen, das bestehende Resistenzen umgehen kann. Markant sinkende Zahlen bei klinischen Studien geben aber Anlass zu Sorge und signalisieren, dass die Forschung in Europa bzw. Österreich unter Druck gerät. – Eine Bilanz der Medizinmarktaufsicht der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und des FOPI.

Rund 50 Mrd. Euro investiert die Pharmaindustrie in Europa in Forschung & Entwicklung. Das entspricht einer F&E-Quote von 12,9 Prozent und weist die Pharmaindustrie als mit Abstand forschungsintensivste Branche aller Technologiesektoren aus – deutlich vor der IT und der Auto- oder der Luftfahrtindustrie. Betrachtet man die weltweit 15 größten Pharmaunternehmen liegt die F&E-Quote mit 25,2 Prozent sogar noch höher.

Das hat – trotz eines schwierigen Umfelds – möglich gemacht, dass in den letzten zehn Jahren rund 400 Arzneimittel mit einem neuen Wirkstoff in Europa und damit auch für Österreich zugelassen werden konnten. Im letzten Jahr kamen 38 innovative Medikamente auf den Markt. „Besonders bemerkenswert ist darunter z.B. auch ein neuer Brustkrebs-Wirkstoff, der bei häufig auftretenden Brustkrebs-Formen zum Einsatz kommt, wenn gängige Therapien nicht mehr anschlagen“, erklärt DI Dr. Günter Waxenecker, Leiter des Geschäftsfelds Medizinmarktaufsicht in der AGES. „Aber auch ein neues Kombinations-Antibiotikum für schwere und lebensbedrohliche Infektionen, das bestehende Resistenzen teilweise umgehen kann, stellt einen wichtigen Meilenstein dar.“

„So beeindruckend jede einzelne dieser neuen zugelassenen Therapien ist, wissen wir gleichzeitig, dass Arzneimittelforschung kein ‚Selbstläufer‘ ist. Zahlreiche Projekte scheitern im Lauf des langen Entwicklungs- und Forschungsprozesses bis zur Zulassung, manche sogar erst im späten Stadium einer klinischen Studie. Umso bedeutsamer sind daher all jene Therapien, die den langwierigen – aber im Sinne der Sicherheit der Patient:innen notwendigen – Prozess meistern, nach sorgfältiger Prüfung die Zulassung schaffen und als Innovationen den Patient:innen zur Verfügung stehen“, betont Waxenecker.

Forschungsstandort unter Druck – Pharmastrategie könnte für Attraktivierung sorgen

„Für diese so dringend nötige Arzneimittelforschung braucht es aber die richtigen Rahmenbedingungen“, schließt Dr. Leif E. Moll, MBA, Präsident des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI) an. „Aktuelle Statistiken zeigen, dass die Zahl der klinischen Studien in ganz Europa rückläufig und auch in Österreich mit einem Minus von mehr als 10 Prozent bemerk-bar ist. Parallel dazu wurde und wird in den USA und in China massiv in klinische Forschung investiert.“
Noch ist der Output der medizinisch-pharmazeutischen Forschung aber beachtlich, wie die Innovationsbilanz von AGES und FOPI zeigt.

Innovationsbilanz für 2024

Die 38 im Jahr 2024 zugelassenen Therapien wurden für verschiedenste Indikationen entwickelt und begegnen dem dringenden Bedarf in unterschiedlichsten Krankheitsfeldern. Knapp ein Drittel entfällt auf die Onkologie, 13 Prozent sind Immunmodulierende Therapeutika, die gezielt das Immunsystem dämpfen, um etwa Autoimmunerkrankungen zu behandeln. 5 Prozent sind neue Impfstoffe, und den großen restlichen Anteil stellen Arzneimittel für vielfältige Therapiegebiete wie Diabetes, Hämophilie, Colitis ulcerosa oder Myasthenia gravis.

Vier herausragende Beispiele und die Positionen aus ärztlicher sowie Patient:innensicht lesen Sie hier.

Detaillierte Zahlen und Entwicklung finden Sie hier.

 

 

 

 

Studie

Der Wert von Innovation

Innovation im Gesundheitssystem ist als Investition in die Zukunft zu sehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des IPF Institut für Pharmaökonomische Forschung. Sie zeigt anhand mehrerer Fallbeispiele, dass pharmazeutische Innovationen wie neue Medikamente oder Impfstoffe breiter sowie über mehrere Dimensionen hinweg wirken und somit auch umfassender zu bewerten sind. Innovative Therapien bieten einen großen gesellschaftlichen Mehrwert. Sie können das Leben von Betroffenen verlängern und in manchen Fällen sogar Krankheiten heilen. Zudem steigern sie die Produktivität und die Lebensqualität der Menschen und wirken sich positiv auf die gesamte österreichische Wirtschaft aus.

„Die Gesundheit und die Wirtschaft eines Landes bedingen sich gegenseitig. Eine gesunde Bevölkerung trägt entscheidend zum Wohl eines Sozial- und Wirtschaftssystems bei. Gleichzeitig ist eine leistungsfähige Wirtschaft notwendig, um ein soziales Gesundheitssystem zu finanzieren und aufrechtzuerhalten“, sagt Dr. Evelyn Walter, Geschäftsführerin des IPF Institut für Pharmaökonomische Forschung. „Investitionen in präventive und therapeutische Innovationen sind deshalb Investitionen in Humankapital und von zentraler Bedeutung. Dennoch werden Entscheidungen im Gesundheitswesen hierzulande sehr stark anhand der Ausgaben diskutiert – was dazu führt, dass sie viel zu kurzfristig betrachtet werden.“

Investition in Gesundheit wirkt auf mehreren Ebenen

Eine umfassende Studie belegt nun nachvollziehbar, dass innovative Therapien für verschiedene Bereiche einen hohen Wert haben: Für Patient:innen – in Form von gewonnenen Lebensjahren und Lebensqualität; für das Gesundheitssystem – etwa durch reduzierten Therapiebedarf und effizienten Ressourceneinsatz bei Behandlungen; für die Gesellschaft – durch den Erhalt der Produktivität und die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit, und für die Volkswirtschaft – weil Wertschöpfung und Arbeitsplätze geschaffen sowie klinische Forschung gefördert werden.

„Eine isolierte Betrachtung der Behandlungsausgaben wird dem gesamten Werte- und Nutzenspektrum von Innovationen niemals gerecht“, so Walter. „Auch wenn die Effekte der Innovationen je nach Indikationsbereich durchaus unterschiedlich stark ausgeprägt sein können.“

Dies wurde anhand von fünf Erkrankungen beispielhaft berechnet:

Melanom (Hautkrebs)
Mit einer Investition von zusätzlich 271 € pro Jahr und Patient:in für eine adjuvante immunonkologische Therapie gewinnen Betroffene rund 3,5 Lebensjahre – in weitgehend guter Lebensqualität. Hier kommen vor allem auch makroökonomische Effekte im Bereich Onkologie durch die klinische Forschung, Beschäftigung und Wertschöpfung zum Tragen.

Hämophilie
Mit einer neuartigen Therapie bei Hämophilie (Bluterkrankheit) können Ausgaben in Höhe von fast 3 Mio. € pro Jahr im österreichischen Gesundheitssystem und der Gesellschaft eingespart werden. Das entspricht 220.550 € pro Patient:in und wirkt sich insbesondere auf niedrigere Krankheitsausgaben aus.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)
Eine innovative Behandlung von CED könnte rund 50 Mio. € Gesamtaufwendungen im Gesundheitssystem und für die österreichische Gesellschaft sparen – bezogen auf alle hier lebenden Patient:innen. Hinzu kommt die höhere Lebensqualität für die Betroffenen.

Gürtelrose (Herpes Zoster)
Bei einer Steigerung der Immunisierung um 10 Prozent durch eine Impfung gegen Gürtelrose könnten für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft Einsparungen in Höhe von 56 Mio. € erzielt werden.

Psychische Erkrankungen
Das hypothetische Szenario einer 10-prozentigen Reduktion der Krankheitssymptome von Depression verdeutlicht das immense Wertpotenzial neuer, effizienter Behandlungsoptionen, insbesondere in Therapiebereichen mit dringendem Innovationsbedarf. Dies könnte zu Einsparungen im Gesundheitssystem und der Gesellschaft von bis zu 100 Mio. € pro Jahr führen.

Fazit
„Die positiven Auswirkungen von Innovationen mögen nicht immer sofort erkennbar sein, weil sie sich meist mittel- bis langfristig einstellen“, betont Jens Weidner, Leiter des Workstreams Value to Society im Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie (FOPI), das die Untersuchung in Auftrag gegeben hat. „Doch sie sind ausgeprägt und nachhaltig, wie die Studie unangreifbar belegt.“

„Vor diesem Hintergrund treten wir für einen Perspektivenwechsel ein – vom kurzfristigen Fokus auf die Kosten hin zu einer langfristigen Strategie, die Ausgaben für Gesundheit als Investition betrachtet. Denn Gesundheit lohnt sich. Nicht nur für die Betroffenen, ihre Angehörigen und die Gesellschaft, sondern auch wirtschaftlich“, ist Weidner überzeugt.

Die Ergebnisse inkl. Infografik auf einen Blick: Summary 

Die Studie wurde auf der Website des IPF publiziert: https://ipf-ac.at/publikationen/artikel-studien/

 

 

 

© accelent/Theo Hertenberger

Wort des Monats

Morbus Crohn – Wenn kein normales Leben mehr möglich ist 

Jörg leidet an Morbus Crohn. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die zu Entzündungen im Darm führt und mit starkem, teils blutigem Durchfall einhergeht. Seine erste Therapie im Alter von 22 Jahren hat ihm – in seinen Worten – wahrscheinlich das Leben gerettet, denn auf 37 Kilo abgemagert, war es „schon knapp“. Doch „durch die innovative Therapie kann ich wieder Sachen machen. Was für alle anderen normal, aber für mich ein Meilenstein ist. Ich kann ein Leben führen“, erzählt Jörg in diesem Video.

 

 

 

© accelent/Theo Hertenberger

Podcast

Am Mikro|skop: Kosten oder Investition? Gesundheit gesellschaftlich betrachtet 

Immer wieder steht das Gesundheitssystem im Kreuzfeuer der Kritik, und meist dann, wenn es der Wirtschaft nicht gut geht. Heiß diskutiert werden Versäumnisse der Vergangenheit, bestehende Lücken und Defizite sowie die Kosten in den verschiedenen Bereichen. Was jedoch oft fehlt, ist der Blick auf die langfristigen positiven Effekte von Gesundheit – die Vorteile für Patient:innen, für das Gesundheitssystem und letztlich für die Gesellschaft. Dabei lassen sich diese Effekte sogar in Zahlen festmachen. Eine Studie des Instituts für Pharmaökonomische Forschung (IPF) belegt das eindrucksvoll. Über die Ergebnisse spricht in der 38. Episode von „Am Mikro|skop“ Moderatorin Martina Rupp mit der Studienautorin Dr. Evelyn Walter (Geschäftsführerin des Instituts für Pharmaökonomische Forschung), a.o. Univ.-Prof.Dr. Christoph Höller (Abteilung für Dermatologie, Medizinische Universität Wien, und Mitglied in der Arbeitsgruppe Melanom und dermatologische Onkologie, Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie) als Vertreter der ärztlichen Perspektive sowie dem Gesundheitsjournalisten Köksal Baltaci von Die Presse, der die wachsame Sichtweise der Allgemeinheit einbringt. Diese und alle anderen Episoden des Podcasts finden Sie hier: https://fopi.at/fopi-podcast/episode-38/

Am Mikro|skop ist eine Initiative des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) und des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI). Medienpartner ist MedMEDIA | RELATUS, führender Fachverlag im Gesundheitswesen mit medizinischen und pharmazeutischen Informationen auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.

 

 

 

 

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Interview

Sara Leitao – Gesundheit ist unser höchstes Gut 

Es gilt den Innovationsgrad der Pharmaindustrie und damit den Beitrag zur Wissenschaft, zur Patient:innenversorgung, zu einem nachhaltig optimierten Gesundheitssystem und zur Volkswirtschaft darzulegen. Gesundheit ist das höchste Gut – nicht nur für uns als Einzelpersonen, sondern auch für eine intakte Volkswirtschaft, betont Sara Leitao, Managing Director von J&J Innovative Medicine Austria (vormals Janssen Austria), im Interview mit FOPI.Flash. 

Sie sind erst seit kurzem in Österreich, aber schon seit 2008 in verschiedensten Positionen für Johnson & Johnson tätig, zuletzt in Schweden und Island. Was ist Ihr erster Eindruck vom österreichischen Gesundheitssystem? Wo sehen Sie die spürbarsten Unterschiede zu den beiden nordischen Ländern?

Was das lokale Gesundheitssystem aus meiner Sicht auszeichnet, ist der Zugang zu Innovationen im Spitalssetting – hier kann Österreich seinem internationalen Ruf als ”Early Launch Country” definitiv gerecht werden. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, selbst Deutschland, sind innovative Therapien im intramuralen Bereich hierzulande sehr schnell einsetzbar. Im niedergelassenen Bereich sehe ich Optimierungspotenzial, da die Erstattung von neuen Arzneimitteln und damit der Zeitpunkt, wann Innovation den Patient:innen zugänglich ist, verzögert ist. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der Wert von medizinischen Innovationen von den Stakeholdern erkannt wird und Partnerschaften gefördert werden, wenngleich noch nicht alle Potenziale ausgeschöpft sind.
Was wir von den skandinavischen Ländern lernen können, ist die Sammlung und Nutzung von Big Data in der Gesundheitsversorgung. Schweden hat beispielsweise einen starken Fokus auf Real World Evidence. Landesweite Auswertungen helfen Rückschlüsse auf Effektivitäts- und Sicherheits-daten von Arzneimitteln in der Anwendung zu aggregieren, Patient Outcomes zu quantifizieren, die Qualität medizinischer Versorgung messbar zu machen. Daraus entsteht sehr relevantes Wissen für das Gesundheitssystem, aber auch für die pharmazeutische Industrie. Andererseits dauert die Markteinführung innovativer Therapien in Schweden länger.

Ihr unternehmerischer Fokus liegt unter anderem auf der Stärkung und Vernetzung des Pharma-Standorts Österreich. Was bedeutet in diesem Zusammenhang das FOPI für Sie?

Das FOPI bietet eine sehr wert- und wirkungsvolle Plattform für die forschende pharmazeutische Industrie. Um den Pharmastandort zu stärken, müssen wir den Dialog mit unseren Stakeholdern insbesondere aus Politik, Gesundheitssystem und Wirtschaft suchen. Es gilt den Innovationsgrad unserer Branche und damit den Beitrag zur Wissenschaft, zur Patient:innenversorgung, zu einem nachhaltig optimierten Gesundheitssystem und zur Volkswirtschaft darzulegen und zukünftige Versorgungsmodelle und Rahmenbedingungen für innovative medizinische Versorgung mitzugestalten. Gesundheit ist das höchste Gut – nicht nur für uns als Einzelpersonen, sondern auch für eine intakte Volkswirtschaft.

Was macht für Sie persönlich die pharmazeutische forschende Industrie so interessant?

Das sind ganz klar die Patient:innen und das Innovationspotenzial in unserer Industrie, Therapieoptionen zu erweitern und damit Leben positiv zu beeinflussen. Zugang zu medizinischer Versorgung und neuartigen Therapien ist kein Selbstläufer. Der Handlungsspielraum für die Behandlung einer Erkrankung sowie die Auswirkung auf Lebenszeit und Lebensqualität divergieren immer noch sehr stark, abhängig davon, wo man auf dieser Welt lebt. Auch innerhalb hoch entwickelter Volkswirtschaften gibt es unterschiedliche Voraussetzungen, je nach Bildung, Einkommen und regionalen Strukturen. Ich möchte einen Beitrag leisten, Chancengleichheit in der medizinischen Versorgung voranzutreiben und innovative Therapien für jede:n Patient:in zugänglich zu machen.

2024 wurden 38 Arzneimittel mit einem komplett neuen Wirkstoff in Österreich zugelassen. Was muss Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren getan werden, damit die Versorgung mit innovativen Arzneimitteln auch in Zukunft sichergestellt ist?

Es braucht eine integrierte Standortpolitik, die den Pharmastandort im Hinblick auf Produktion, klinische Forschung und Marktzugang auch im internationalen Wettbewerb attraktiv macht.
Dahinter stehen mehrere Aspekte:

  • Standortnachteile wie hohe Lohn- und Energiekosten müssen durch gezielte Anreize für Forschung und Entwicklung ausgeglichen werden. Österreich verfügt bereits über wirksame Instrumente, die gestärkt bzw. effizienter gestaltet werden sollten, wie die Anpassung der Forschungsprämie zur Stärkung der Pharmaforschung in Österreich oder die Erhöhung der Forschungsförderung für klinische Studien und industrielle Forschung.
  • Forschung findet international statt und wird oft wesentlich durch länderübergreifende Kollaborationen vorangetrieben. EU-weite Exzellenz-Cluster, die über nationale Forschungskooperationen wie Public-Private Partnerships hinausgehen, würden das Forschungs- und Entwicklungssystem in der EU stärken. Es ist daher auch essenziell, dass Österreich internationale Forschung aktiv mitgestaltet. Bei Johnson & Johnson haben wir aktuell 37 klinische Studien lokal laufen. Das kürzlich eröffnete Christian Doppler Labor für chronisch-entzündliche Hauterkrankungen an der MedUni Wien unter der Leitung von Prof. Stary ist ein weiteres Beispiel, wie wir internationale Strukturen mit lokalem Wissen und Infrastrukturen verknüpfen können.
  • Forschung, Zulassung und Produktion von innovativen Arzneimitteln sind zeit- und ressourcen-intensive Prozesse. Der rasche Zugang zu Arzneimitteln für Patient:innen muss ein integrativer Bestandteil einer effektiven Standortstrategie sein, um eine generationenübergreifende Versorgung sicherzustellen. Dies darf nicht durch einen ausschließlich ökonomiegetriebenen, in-novationsfeindlichen Zugang in der Finanzierung und Erstattung gefährdet werden, der weder den medizinischen Fortschritt noch den Patient:innennutzen adäquat berücksichtigt. Eine nachhaltige Versorgung und Finanzierung mit innovativen Therapielösungen nützt den individuellen Patient:innen, aber auch dem Gesundheitssystem, der Volkswirtschaft und dem Standort.

Über J&J Innovative Medicines Austria
Johnson & Johnson Innovative Medicine Austria (vormals Janssen Austria) ist die Österreich-Niederlassung der pharmazeutischen Unternehmenssparte von Johnson & Johnson (J&J), einem international führenden Life Science Unternehmen. Über 150 Mitarbeitende engagieren sich hierzulande für Forschung und Vertrieb von innovativen Arzneimitteln innerhalb der fünf Fokusgebiete Onkologie & Hämatologie, Immunologie, Neurowissenschaften, Kardio-Pulmologie und Spezifische Ophthalmologie. Seit März 2025 leitet Sara Leitao als Managing Director die lokale Organisation.
Mehr zum Unternehmen unter https://innovativemedicine.jnj.com/austria/ oder auf LinkedIn unter https://www.linkedin.com/showcase/jnj-innovative-medicine-austria/