FOPI.flash April 2025
In dieser Ausgabe
- Editorial: Wie Innovation mein Leben verändert hat
- Analyse: Das Regierungsprogramm auf dem Prüfstand
- Interview Ute Van Goethem: Weichen für die Zukunft stellen
- Fakten des Monats: Indikationserweiterungen als Herausforderung
- Wort des Monats: Hämophilie
- Podcast: Greenwashing oder echtes Anliegen?
- Interview: Emmanuel Hotton – Offenheit und Dialog als Hebel

Editorial
Wie Innovation mein Leben verändert hat
Innovative Arzneimittel stehen in der aktuellen Krise des Gesundheitssystem oftmals im Fokus von Diskussionen. Dabei wird abstrahiert über den Mehrwert neuer Therapieansätze debattiert und nicht selten in Frage gestellt, ob die Ausgaben gerechtfertigt sind.
Bei betroffenen Patient:innen stoßen diese öffentlich geführten Kontroversen meist auf völliges Unverständnis. Sie haben mit großen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen und ringen um jede Verbesserung, die mehr Lebensqualität oder vielleicht sogar zusätzliche Lebensjahre bringt. Sie sehen sich nicht als Nummer in einer anonymen Anzahl von Betroffenen, sondern als Menschen.
Diese sehr persönliche Sicht haben wir versucht, in kurzen Videos einzufangen. Denn diese Einzelschicksale sind für viele von uns in der forschenden Pharmaindustrie der Antrieb, warum wir uns in diesem Bereich engagieren. Sie sollen aber auch dazu dienen, die Diskussion über innovative Therapien wieder in den richtigen Bezugsrahmen zu bringen.
Die ersten fünf Videos mit Jörg, Martina, Claudia, Lukas und Monika finden Sie hier: Wie Innovation mein Leben verändert hat. Ein „Must-See“, wenn man fundiert mitreden möchte!
Leif Moll, George Tousimis, Ute Van Goethem und Astrid Jankowitsch
Präsidium des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI)

Analyse
Das Regierungsprogramm auf dem Prüfstand
Das Gesundheitssystem ist eines der Themenfelder mit großem Reformbedarf. Dementsprechend sind im Regierungsprogramm zahlreiche Maßnahmen skizziert, die in Summe eine Verbesserung für die betroffenen Patient:innen, aber auch das kränkelnde Gesundheitswesen bringen sollen. FOPI.flash hat in der letzten Ausgabe die wichtigsten Punkte beleuchtet und aufgezeigt, dass sparen alleine zu wenig ist. Dem stellen wir diesmal die Positionen der neu gewählten Gesundheitssprecher:innen der im Nationalrat vertretenen Parteien gegenüber.
Das FOPI hat zuletzt aus dem 211-Seiten-starken Regierungsprogramm sechs Punkte herausgegriffen, die für die Versorgung der österreichische Patient:innen mit innovativen Therapien entscheidend sein werden: Positiv gesehen werden von der forschenden Pharmaindustrie die geplante „Transparenz von Entscheidungen der Heilmittel-Evaluierungskommission“ und die finanzielle Sicherstellung der „Unabhängigkeit von Patientenorganisationen“. Mit Sorge sehen die Expert:innen der Unternehmen hingegen der Ausgestaltung der knapp formulierten Punkte „Wissenschaftliche Prüfung der Preisabschläge auf No-Box-Medikamente“, „wissenschaftliche und transparente Begleitung der Implementierung des Bewertungsboards“ und „Forcierung der ökonomischen Verschreibweise“ entgegen.
Was ist den Gesundheitssprecher:innen in diesem Zusammenhang wichtig? Hier die Antworten:

© Parlamentsdirektion/Thomas Topf
„Das Regierungsprogramm 2025–2029 ist im Bereich innovativer Arzneimittel enttäuschend. Es fehlen konkrete Maßnahmen, um Versorgungssicherheit, Forschung und Zugang zu neuen Therapien zu stärken. Statt Mut zur Reform dominieren vage Absichtserklärungen und neue Bürokratie. Die anhaltenden Arzneimittelengpässe werden nicht wirksam adressiert, auch für die heimische Pharmaforschung bietet das Programm keine echte Perspektive. Wer Österreichs Gesundheitsversorgung zukunftsfit machen will, muss mehr liefern als Schlagworte. Die Bürger haben ein Recht auf Versorgung mit den besten verfügbaren Therapien – dieses Programm bleibt diesen Anspruch schuldig.“
Gerhard Kaniak, Gesundheitssprecher der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ)

© Parlamentsdirektion/PHOTO SIMONIS
„Als Abgeordnete und Wissenschaftlerin begrüße ich ausdrücklich, dass das Regierungsprogramm zentrale Anliegen der forschenden Pharmaindustrie aufgreift – vieles davon ist auch auf Initiative der ÖVP in das Programm eingeflossen. Die Erarbeitung einer Life-Sciences-Strategie, die Evaluierung des No-Box-Abschlags sowie das klare Bekenntnis zu Versorgungssicherheit und resilienten Lieferketten sind wichtige Signale für einen zukunftsorientierten Gesundheitsstandort. Besonders entscheidend ist für mich, dass beim neuen Bewertungsboard darauf geachtet wird, dass der Zugang zu innovativen Arzneimitteln nicht verzögert wird. Österreich braucht Innovation – in der Forschung, in der Versorgung und in der Gesundheitspolitik. Dieses Programm legt dafür eine starke Basis.“
Juliane Bogner-Strauß, Gesundheitssprecherin der Österreichischen Volkspartei (ÖVP)

© Parlamentsdirektion/Thomas Topf
„Im Regierungsprogramm sind sehr gute Bekenntnisse zu Verbesserungen betreffend Versorgungssicherheit im Arzneimittel-Bereich festgehalten:
* Erarbeitung einer Life-Science-Strategie für den Pharma- und Gesundheitsstandort
* Planungssicherheit für Unternehmen durch dauerhafte Regelungen zur Preisgestaltung: konkret durch Verlängerung der Preisbildungs- und Preisbandregelung (Generika und Biosimilar) und Verlängerung der Richtlinienkompetenz der Sozialversicherung im Bereich der Parallelimporte – jeweils für die Dauer der Gesetzgebungsperiode; weiters ein EKO-light-Verfahren für Parallelimporte sowie Evaluierung und allfällige Verlängerung des Infrastruktursicherungsbeitrages
* Anreize für EU-Produktion und Diversifikation der Lieferketten unter Berücksichtigung der ausreichenden Belieferung
Dieses „Mehr“ an Sicherheit stellt eine Win-Win-Situation für Patient:innen und Unternehmen dar. Wir hoffen, dass Unternehmen durch diese verbesserten Rahmenbedingungen mehr Bereitschaft zu Innovation zeigen werden.”
Rudolf Silvan, Gesundheitssprecher der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ)

© Parlamentsdirektion/Johannes Zinner
„Keine Frage, wir sind uns wohl über alle Parteigrenzen hinweg einig, dass es einen guten Zugang für alle Versicherten zu innovativen, modernen Medikamenten und Therapien braucht – dort, wo diese notwendig sind. Die Überschriften dazu finden wir auch im Regierungsprogramm, einzig stellt sich die Frage, wie die konkrete Umsetzung aussehen wird. Und da bleibt das Regierungsprogramm wiederum einiges schuldig, vor allem in der zentralen Frage, wie wir nach dem Prinzip „strenge Rechnung, gute Freunde“ sicherstellen, dass die Unternehmen der forschenden Pharmaindustrie auf der einen Seite und Sozialversicherungen bzw. Krankenhausträger auf der anderen Seite sich auf Augenhöhe begegnen und Liefertreue ebenso wie angemessene Preise und transparente Beschaffung sichergestellt werden. Wir werden also die konkreten Maßnahmen und einzig den realen Nutzen für die Patient:innen bewerten. Warten wir daher ab, wie sich alles entwickeln wird.”
Ralph Schallmeiner, Gesundheitssprecher der Grünen

© Elisabeth Gollien
„Wir haben uns im Zuge der Verhandlungen sehr bemüht, Aspekte einzubringen, die den Zugang zu innovativen Medikamenten erleichtern werden. Kernstück wird natürlich die gemeinsame Erarbeitung einer Life-Science-Strategie, mit der wir den Forschungs- und Produktionsstandort stärken wollen. Für uns wird aber auch sehr wichtig sein, wie wir die Transparenz beim Zugang verbessern können, das soll sowohl über mehr Transparenz bei der HEK erfolgen, als auch durch die wissenschaftliche Begleitung des Bewertungsboards. Wir haben lange genug kritisiert, dass es hier unterschiedliche Zugänge der Bundesländer gibt, deshalb ist es für uns von großer Bedeutung, an einem österreichweiten Zugang zu bester Versorgung mitzuarbeiten.”
Fiona Fiedler, Gesundheitssprecherin der NEOS

Interview
Ute Van Goethem: Weichen für die Zukunft stellen
Im Kontext der europäischen Pharma-Gesetzgebung entscheiden wir heute, wie die österreichische Gesundheitsversorgung in 20 Jahren sein wird, meint Ute Van Goethem. Im Interview mit FOPI.Flash anlässlich ihrer Wahl zur FOPI-Vizepräsidentin nennt sie das als einen der Gründe sich zu engagieren.
Sie sind erst seit kurzem wieder in Österreich und wurden dann fast gleichzeitig zur FOPI Vize-Präsidentin gewählt. Warum ist Ihnen dieses Amt, neben Ihrer Position als General Managerin bei AbbVie, ein Anliegen?
Die Entscheidungen für das österreichische Gesundheitssystem werden in Österreich getroffen. Doch die Entscheidungsträger:innen agieren im Kontext der europäischen Pharma-Gesetzgebung, die derzeit gerade überarbeitet wird. Wir entscheiden somit heute, wie die Gesundheitsversorgung in 20 Jahren sein wird. Die Erfahrungen aus meinen internationalen Funktionen bei AbbVie helfen mir, Entwicklungen im europäischen Kontext zu verstehen und bestmöglich für Österreich zu gestalten. Vor diesem Hintergrund kann ich in meiner Funktion bei FOPI einen breiteren Beitrag zur Gesundheitsbranche beitragen. Denn es geht darum, die Lebensqualität von Menschen mit schwerwiegenden und oft auch chronischen Erkrankungen zu verbessern, indem sie Zugang zu innovativen Produkten erhalten.
Was zeichnet das FOPI für Sie aus?
Mit der Medizin von gestern und heute können wir nicht immer den Herausforderungen von morgen begegnen. Es braucht Forschung und Entwicklung, um neue Arzneimittel auf den Markt bringen zu können. Als Plattform für forschende pharmazeutische Unternehmen fördert FOPI den Austausch zwischen Industrie, Wissenschaft und Politik, um die besten Voraussetzungen für die Entwicklung neuer Medikamente zu schaffen. Hier kommt der Durchführung von klinischen Studien in Österreich eine große Bedeutung zu. Wir müssen sicherstellen, dass wir weiterhin klinische Forschung in unserem Land haben. Denn Ärzt:innen können sich dadurch in internationalen Forschungsnetzwerken und somit an der Speerspitze der Medizin austauschen. Menschen mit Erkrankungen erhalten frühzeitig Zugang zu neuen medizinischen Möglichkeiten. Doch wir brauchen auch gute Rahmenbedingungen in der Erstattung durch die Krankenkasse, damit Patient:innen und Ärzt:innen Zugang dazu haben. Nur so kann Innovation Wert bringen: für die Medizin, die Menschen und das Gesundheitssystem.
Wo wollen Sie Schwerpunkte setzen? Welche Projekte und Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Österreich hat derzeit in vielen Bereichen eine gute Gesundheitsversorgung. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass wir diese halten können. Doch dafür müssen jetzt die richtigen Weichen gestellt werden. Wenn es um die Behandlung von schwerwiegenden Erkrankungen geht, dann sollte dies am sogenannten „Standard-of-Care“ erfolgen. Hier sehe ich, dass die Bereiche Erstattung und Preispolitik fordernd für die Industrie sind. Wir müssen dranbleiben, denn Österreich braucht die Innovation und auch die klinische Forschung. Weiters hat die pharmazeutische Industrie eine hohe Wirtschaftsleistung: sie bringt gute Produkte hervor und bietet viele hoch qualifizierte Arbeitsplätze. Österreich hat hier wirklich etwas zu verlieren, sollten Unternehmen ihre Standorte nicht mehr halten können.
Woran wird man später mal Ihre Handschrift erkennen?
Das österreichische Gesundheitswesen steht vor Weichenstellungen. Wir können den Herausforderungen nur gemeinsam begegnen. Dafür ist der laufende Dialog auf Augenhöhe mit den Entscheidungsträger:innen aus Politik und Verwaltung notwendig. Dabei ist es ganz wichtig, dass wir als pharmazeutische Industrie – ob nun im Rahmen der gesetzlichen oder freiwilligen Interessenvertretung – mit einer Stimme sprechen. Dafür möchte ich mich laufend einsetzen.
Über Ute Van Goethem
Mag. Ute Van Goethem ist seit 1. März 2025 als General Managerin tätig und leitet das gesamte AbbVie-Team in Österreich. Sie stieß 2020 als Business Unit Director Hematology/Oncology zu AbbVie in Deutschland und verantwortete seit 2023 als Commercial Director Oncology den gesamten Bereich in Europa. Die erfahrene Managerin begann 2003 nach abgeschlossenem Wirtschaftsstudium in Innsbruck ihre erfolgreiche Karriere in der Pharmabranche. Die gebürtige Oberösterreicherin freut sich, im Rahmen ihrer Rolle als General Managerin erneut in Österreich den Pharmabereich mitgestalten zu können. Im März 2025 wurde Ute Van Goethem von allen Mitgliedern zur Vizepräsidentin des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI) gewählt.

Fakten des Monats
Indikationserweiterungen: Eine Herausforderung für die Erstattung
Von den 136 – seit 2015 durch die EMA zugelassenen – Indikationserweiterungen wurden nur 55 (also 40 Prozent) in den Erstattungskodex (EKO) aufgenommen. Auffällig ist, dass bei „Neuem Therapiegebiet“ zwar die Hälfte erfolgreich war, während „Pädiatrische“ Erweiterungen mit weniger als einem Viertel die niedrigste Erstattungsquote aufweisen. Die Analyse zeigt zudem, dass der Anteil der Indikationserweiterungen im EKO in den letzten Jahren stetig gesunken ist. Dies verdeutlicht die Hürden, denen sich Unternehmen bei der Erstattung von Innovationen gegenübersehen. Limitation der Auswertung ist, dass nicht öffentlich sichtbar ist, ob Anträge für Indikationserweiterungen überhaupt gestellt werden und wie viele erfolglos blieben.

Wort des Monats
Hämophilie A – Wenn Wunden nicht aufhören zu bluten
Lukas hat Hämophilie A und führt trotzdem ein ganz normales Leben. Anders sein Urgroßvater. Damals kannte man die Krankheit noch nicht, und er war ständig im Krankenhaus, denn „er hat nicht aufgehört zu bluten“, und das Einzige, was getan werden konnte, war seine Wunden zu versorgen. Wie innovative Therapien ein Leben verändern können, erzählt Lukas in diesem Video – rechtzeitig zum Welt-Hämophilie-Tag am 17. April 2025.
Podcast
Am Mikro|skop: Greenwashing oder echtes Anliegen?
Nachhaltigkeit ist für international tätige Unternehmen längst ein Muss. Einigen Konzernen wird von Kritiker:innen aber „Greenwashing“ vorgeworfen, um so die Öffentlichkeit positiv für sich einzunehmen. Wie lassen sich ernst gemeinte und ambitionierte Anstrengungen von reinen „Feigenblatt-Aktionen“ unterscheiden? Und was geht insbesondere die Pharmaindustrie an die Sache heran?
Dazu spricht in „Am Mikro|skop“ Moderatorin Martina Rupp mit Christian Bugl und Thomas Kelz von Takeda Manufacturing Austria zu Ökologie in der Pharmaproduktion. Diese und alle anderen Episoden des Podcasts finden Sie hier: https://fopi.at/fopi-podcast/episode-37/
Am Mikro|skop ist eine Initiative des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO) und des Forums der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich (FOPI). Medienpartner ist MedMEDIA | RELATUS, führender Fachverlag im Gesundheitswesen mit medizinischen und pharmazeutischen Informationen auf dem neuesten Stand der Wissenschaft.

Interview
Emmanuel Hotton – Offenheit und Dialog als Hebel
Gerade bei hochkomplexen Erkrankungen ist ein gut funktionierendes Ökosystem aus Forschung & Innovation, Versorgung und Regulierung essenziell. Dafür dient auch ein offener Dialog zwischen Industrie, Politik und Versorgungsträgern, meint Emmanuel Hotton, General Manager Gilead Sciences Österreich, im Interview mit FOPI.Flash.
Sie haben mit Beginn des heurigen Jahres die Geschäftsführung von Gilead Sciences in Österreich übernommen und bringen noch einen frischen Blick auf das Gesundheitssystem mit. Welche Stärken und Schwächen nehmen Sie im Vergleich zu anderen Märkten wahr?
Österreich verfügt über ein solidarisch finanziertes Gesundheitssystem mit einem breiten Leistungsspektrum und exzellenten Fachkräften. Im internationalen Vergleich ist es aus meiner Sicht immer noch eines der Besten. Allerdings steht es auch vor diversen Herausforderungen: Lange Wartezeiten, regionale Unterschiede in der Versorgung und eine zunehmende Zwei-Klassen-Medizin sind Themen, die ich für die Zukunft kritisch sehe. Diese Aspekte zeigen, dass es dringenden Reformbedarf gibt, insbesondere in der Koordination zwischen den verschiedenen Sektoren und in der Sicherstellung eines gleichberechtigten Zugangs für alle Patient:innen. Für mich liegt die Chance darin, im Dialog mit allen Beteiligten gemeinsame Lösungen zu finden, nicht nur in der Behandlung, sondern auch in der Prävention – immer mit dem Ziel, Patient:innen rasch Zugang zu medizinischem Fortschritt zu ermöglichen.
Was schätzen Sie am österreichischen System?
Österreich bietet aus meiner Sicht einige sehr wertvolle Grundlagen, auf denen sich Innovation verantwortungsvoll weiterentwickeln lässt. Besonders hervorzuheben ist, dass dank der Pflichtversicherung praktisch alle Menschen Zugang zum Gesundheitssystem haben – unabhängig von Einkommen oder sozialem Status. Das ist eine enorme Stärke, die nicht in allen Ländern selbstverständlich ist. Ein weite-res Plus ist die hohe Qualifikation unseres medizinischen Personals. In Bereichen wie der Onkologie sehen wir in Österreich exzellente Expertise, von der Patient:innen und auch forschende Unternehmen profitieren können. Wenn wir diese Stärken mit einem offenen Dialog zwischen Industrie, Politik und Versorgungsträgern verbinden, können wir gemeinsam zukunftsfähige Versorgungsmodelle schaffen – etwa durch bessere Zugangsmechanismen für Innovationen oder durch praxisnahe Forschungskoopera-tionen. Offenheit und Dialog sind dabei konkrete Hebel: Sie helfen uns, neue Lösungen frühzeitig auf die Bedürfnisse des Systems und der Patient:innen abzustimmen, um so einen tatsächlichen Mehrwert für die Gesellschaft zu schaffen.
Gilead Sciences in Österreich ist konzentriert sich auf die Forschung und Entwicklung hochinnovativer Therapien in den Bereichen Virologie, Onkologie, COVID19 sowie invasiven Pilzinfektionen. Was bedeutet Ihnen in diesem Zusammenhang das FOPI als Interessensgemeinschaft der forschenden pharmazeutischen Industrie?
Forschung ist kein Selbstzweck – sie dient den Menschen. Das FOPI ist für uns eine zentrale Plattform, um als forschendes Unternehmen unsere Stimme zu erheben und uns für Rahmenbedingungen stark zu machen, die Innovation ermöglichen und Patient:innen in den Mittelpunkt stellen. Gerade bei hoch-komplexen Erkrankungen ist ein gut funktionierendes Ökosystem aus Forschung & Innovation, Versorgung und Regulierung essenziell. Ich bin überzeugt, dass wir durch den Austausch im FOPI langfristig die medizinische Versorgung in Österreich mitgestalten und verbessern können.
Was macht für Sie als Biochemiker und Marketer der Reiz und die Faszination dieser Industriesparte aus?
Es ist genau diese Verbindung aus wissenschaftlicher Tiefe und gesellschaftlicher Relevanz, die mich seit jeher begeistert. Wir arbeiten an Lösungen für Krankheiten, die Leben bedrohen – und gleichzeitig gestalten wir Kommunikation, Partnerschaften und Zugänge, um diese Lösungen tatsächlich zu den Menschen zu bringen. Die größte Motivation ist für mich, wenn wir Patient:innen Perspektiven geben können, wo vorher vielleicht nur Hoffnungslosigkeit war.
Blicken wir in die gerade sehr bewegte Zukunft: Was muss Ihrer Meinung nach in den nächsten Jah-ren getan werden, damit die Versorgung heimischer Patient:innen mit innovativen Arzneimitteln für die Zukunft sichergestellt ist?
Zentral ist aus meiner Sicht ein Dreiklang: Erstens brauchen wir zukunftsgerichtete Zugangsmodelle für neue Therapien – schnell, fair und evidenzbasiert. Zweitens ist die Entstigmatisierung von Krankheiten wie HIV ein Schlüssel, um Barrieren zu senken. Und drittens braucht es eine gemeinsame Verantwortung für die Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung. Innovation ist nur dann wirksam, wenn sie auch verstanden, angenommen und zugänglich ist. Als Industrie sehen wir uns in der Verantwortung, hier aktiv mitzugestalten – in Partnerschaft mit dem System.
Über Gilead Sciences Österreich
Gilead Sciences, Inc. ist ein biopharmazeutisches Unternehmen, das seit mehr als drei Jahrzehnten nach medizinischen Durchbrüchen strebt und diese verwirklicht, um eine gesündere Welt für alle Menschen zu schaffen. Das Unternehmen engagiert sich für die Entwicklung innovativer Medikamente zur Vorbeu-gung und Behandlung lebensbedrohlicher Krankheiten wie HIV, Virushepatitis, COVID-19 und Krebs. Gilead ist in mehr als 35 Ländern weltweit tätig und hat seinen Hauptsitz in Foster City, Kalifornien.
Die seit 2007 bestehende Niederlassung Gilead Sciences GesmbH in Wien ist für die Geschäftstätigkeit in Österreich verantwortlich. Über 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bieten hochwertigen Service und konzentrieren sich auf den Vertrieb und die Kundenberatung.
Seit 35 Jahren ist Gilead Innovationsführer im Bereich HIV, treibt Fortschritte in der Behandlung, Präven-tion und Heilungsforschung voran. Gilead-Wissenschaftler haben bisher 12 innovative HIV-Medikamente entwickelt und unsere Fortschritte in der medizinischen Forschung haben dazu beigetra-gen, HIV zu einer behandelbaren, vermeidbaren, chronischen Krankheit für Millionen von Menschen zu machen.
Weitere Infos unter: https://www.gilead.at