Ulrike Röder – Bayer Austria, Leiterin Division Pharmaceuticals
Über den Wert von Arzneimittel-Innovationen und den Umgang damit wird im Gesundheitssektor viel diskutiert. Welche Trends nehmen Sie in diesem Zusammenhang innerhalb des österreichischen Gesundheitssystems wahr? Was schätzen Sie am österreichischen System?
Um ganz konkret zu sein: Was ich am österreichischen Gesundheitssystem im Vergleich zu anderen Ländern schätze, ist, dass wir im Erstattungssystem auch eine No-Box haben (trotz der Novellierung in 2017). Wieso ist das wichtig? Durch die No-Box können Pharmaunternehmen Produkte auf den Markt bringen, auch wenn die Erstattungsverhandlungen mit dem Hauptverband noch im Laufen sind. Somit werden in Österreich PatientInnen möglichst rasch mit innovativen Arzneimitteln behandelt. Andererseits werden Arzneimittel immer noch ausschließlich als Kostenfaktor gesehen und gewertet. Dass die Ausgaben des Gesundheitssystems für Arzneimittel in den vergangenen Jahren relativ stabil geblieben sind, bleibt in der Wahrnehmung außen vor. Es scheint, als werde der Wert eines Arzneimittels in medizinischer Sicht und für die PatientInnen in der Anwendung im Vergleich zu der Kostendimension nicht in seiner Gesamtheit wahrgenommen. Wünschen würde ich mir, dass die beste Medizin bei den PatientInnen ankommt, auch wenn ich weiß, dass dies legistisch anders geregelt ist.
Können Sie über ein Beispiel aus Ihrem unmittelbaren Bereich berichten, das sinnbildlich für Ihre Einschätzung stehen kann?
Erfreulich ist, dass wir in 2019 die Zulassung für ein innovatives Arzneimittel erhielten, das äußerst seltene tumorunabhängige Genfusionen behandelt, und dass dieses Medikament bereits PatientInnen zur Verfügung steht. Wenn es um breitere Therapieansätze geht, wo viele PatientInnen betroffen sind, merkten wir allerdings in der Vergangenheit, dass die Bereitschaft, Innovation zu erstatten, rückläufig ist. Und das wiederum geht zu Lasten der PatientInnen.
Was müsste getan werden, damit die Versorgung heimischer PatientInnen mit innovativen Arzneimitteln für die Zukunft sichergestellt ist?
Man müsste vom reinen Kostendenken hin zum Investitionsdenken im Gesundheitsbereich kommen. Denn Innovation fängt schon im Kleinen an: Auch kleine Innovationsschritte haben ihren Wert. Wir lernen daraus und bauen darauf auf, um die nächsten Schritte zu setzen. Das ergibt dann langfristig gesehen einen wirklichen Nutzen für die PatientInnen. Diesen Wert gilt es anzuerkennen, und so können wir zukünftigen medizinischen Fortschritt generieren.
Über Bayer Austria
Bayer Austria ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des weltweit tätigen Bayer-Konzerns mit Kernkompetenzen auf den Gebieten Gesundheit und Agrarwirtschaft. Das Life-Science-Unternehmen entwickelt neue Moleküle und trägt mit seinen Produkten und Dienstleistungen dazu bei, die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze zu verbessern. Bayer Austria beschäftigt in Österreich über 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, steuert seit 2009 die Ländergruppe Südosteuropa und ist verantwortlich für Marketing, Vertrieb, klinische Studien sowie technische und medizinische Beratung für Bayer-Produkte.
www.bayer.at
PP-OTH-AT-0024-1 /03-2020