Sylvia Nanz: Klinische Forschung muss Teil des medizinischen Angebots sein

Österreich hat eine anerkannte Expertise in der klinischen Forschung, steht im internationalen Kontext jedoch in einem harten Wettbewerb, meint Sylvia Nanz, Medical Director der Pfizer Corporation Austria im FOPI Wordrap. Deshalb beklagt sie, dass die Bedeutung der klinischen Forschung insgesamt zu wenig gesehen wird.

Was fasziniert Sie an klinischer Forschung?

Mich fasziniert die Wissenschaft dahinter, es gibt immer etwas Neues zu lernen, zum Krankheitsverständnis oder zu neuen Wirkmechanismen. Das Wichtigste ist jedoch, dass diese Forschung neue Behandlungsoptionen für die Betroffenen generiert.

Was heißt klinische Forschung in Österreich für Sie?

Für die Patient:innen in Österreich bietet klinische Forschung einen früheren Zugang zu neuen bzw. zusätzlichen Therapieoptionen. Ihre Ärzte und Ärztinnen können erste Erfahrungen sammeln und sind in die internationale Forschungslandschaft eingebunden.

Spielt Österreich in der internationalen klinischen Forschung mit oder verlieren wir den Anschluss?

Österreich hat eine anerkannte Expertise in der klinischen Forschung, steht im internationalen Kontext jedoch in einem harten Wettbewerb. Das zeigen seit Jahren sinkende Zahlen bezüglich Studienteilnahme. Eine proaktive Positionierung ist dringend nötig.

Wo sind die Pain-Points der klinischen Forschung in Österreich?

Die Bedeutung der klinischen Forschung wird insgesamt zu wenig gesehen. Oft fehlen die notwendigen Basis-Ressourcen (z.B. Study Nurse). Nur wenn solche Strukturen nachhaltig gesichert sind, lässt sich klinische Forschung langfristig erfolgreich umsetzen.

Was würden Sie benennen, wenn Sie drei Wünsche zur Verbesserung der Lage freihätten?

Klinische Forschung als Teil des medizinischen Angebots verankern, mit den erforderlichen Ressourcen. Aufklärung über den Nutzen dieser Forschung für jeden Einzelnen. Noch bessere Vernetzung aller Partner (Academia, Pharma) unter konsequenter Einbindung der Patient:innen.

Dr. Sylvia Nanz ist seit 2009 Medical Director der Pfizer Corporation Austria sowie stellvertretende Leiterin des Standing Committee für Rare Diseases in der PHARMIG und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Pharmazeutische Medizin. Außerdem ist die studierte Humanmedizinerin Lektorin am FH Technikum Wien und Mentorin an der Technischen Universität Wien im Rahmen des Programms TUW i²ncubator.