Bernhard Ecker – General Manager Novo Nordisk
Über den Wert von Arzneimittel-Innovationen und den Umgang damit wird im Gesundheitssektor viel diskutiert. Welche Trends nehmen Sie in diesem Zusammenhang innerhalb des österreichischen Gesundheitssystems wahr? Was schätzen Sie am österreichischen System?
Historisch gesehen liegen die Stärken des österreichischen Gesundheitswesens im Spitalssegment. Gerade in der aktuellen „Corona-Krise“ hat sich gezeigt, wie wichtig ein starker intramuraler Bereich bei akuten und unerwarteten Krankheiten sein kann; selbst wenn überraschenderweise ein höheres Aufkommen an schwerst erkrankten Patienten eintritt. Auch das Zusammenspiel von Politik und Gesundheitswesen in diesem Zusammenhang hat bis jetzt in dieser Krise außerordentlich gut funktioniert und zeichnet Österreich im internationalen Vergleich aus. Gleichzeitig muss man sich aber auch um die Qualität der Versorgung, wenn es um chronische Erkrankungen wie zum Beispiel Diabetes Mellitus und nicht zuletzt dem „krankhaften Übergewicht“ (Adipositas) geht, Gedanken machen. Hier orten wir doch einige Schwachstellen im System, vor allem im Hinblick auf innovative Zugänge und Behandlungsmöglichkeiten.
Können Sie über ein Beispiel aus Ihrem unmittelbaren Bereich berichten, das sinnbildlich für Ihre Einschätzung stehen kann?
Ein hoch relevantes und aktuelles Beispiel ist sicherlich die Behandlung von Diabetes Mellitus. Dabei handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die vorwiegend im niedergelassenen Bereich (zum Beispiel vom Allgemeinmediziner) zu behandeln wäre. Aus mehreren Gründen (administrativer Aufwand, mangelnde Zeit, etc.) wird es den Allgemeinmedizinern schwer gemacht, den mehr als 600.000 Menschen mit Diabetes in Österreich hier ein allumfassendes Diabetes-Management anzubieten. Darüber hinaus erlauben strenge Erstattungsrichtlinien für einige innovative Medikamentenklassen, die sich unter anderem durch die Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen wie Herzinfarkt und Schlaganfall auszeichnen, in diesem Bereich keine leitlinienkonforme Therapie dieser Erkrankung. In Deutschland hingegen ist dies zum Beispiel durchaus möglich.
Was müsste getan werden, damit die Versorgung heimischer PatientInnen mit innovativen Arzneimitteln für die Zukunft sichergestellt ist?
Es wäre wichtig, dass politische Entscheidungsträger im Gesundheitssystem einen genauen Überblick über die aktuellsten Entwicklungen auf dem Gebiet der Therapie chronischer Erkrankungen erhalten – und sie dann gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen, die sowohl objektive, evidenzbasierte als auch gesundheitsökonomisch vertretbare Entscheidungen zulassen. Derartige Entscheidungen sollten über die Erstattung von Medikamenten hinausgehen und das gesamte Disease-Management chronischer Erkrankungen umfassen. Dieser Diskurs müsste im Sinne des Patientenwohls auch in Krisenzeiten und vor allem danach noch weiter stattfinden. In diesem Zusammenhang sehen wir uns bei Novo Nordisk dazu angehalten, gemeinsam mit den wissenschaftlichen Fachgesellschaften aber auch den Patienten-Organisationen verstärkt an der Aufklärung über diese neuen Therapieoptionen und deren rechtzeitigen Einsatz zu arbeiten.
Über Novo Nordisk
Novo Nordisk ist ein global tätiges Unternehmen in der Gesundheits- und Pharmabranche mit einer innovativen und führenden Rolle im Bereich Diabetes seit 95 Jahren. Diese langjährige Führungsposition bietet uns auch die Erfahrung und die notwendigen Möglichkeiten, um Menschen auch bei der Bewältigung anderer schwerer chronischer Krankheiten zu helfen, wie etwa Hämophilie, Wachstumsstörungen und Adipositas. Mit Hauptsitz in Dänemark beschäftigt Novo Nordisk derzeit etwa 42.700 Mitarbeiter in 80 Ländern und vertreibt seine Arzneimittel und Produkte in mehr als 170 Ländern.
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