Anthea Cherednichenko: Umfassende Patientenversorgung ist der Schlüssel

Österreich ist gut im schnellen Marktzugang für neue Medikamente, aber insbesondere bei Therapien für seltene Erkrankungen kann unser Gesundheitssystem noch besser werden, meint Anthea Cherednichenko, Geschäftsführerin von Takeda Pharma, im Interview mit FOPI.flash. Außerdem sollten wir in Zukunft viel stärker in Richtung einer umfassenden Patientenversorgung denken.

Sie konnten internationale Erfahrungen sammeln und haben zweifellos einen differenzierten Blick auf den österreichischen Gesundheitssektor. Welche Trends nehmen Sie wahr? Wie wird der Wert von Arzneimittel-Innovationen gesehen?
Österreich hat ein sehr fortschrittliches Gesundheitssystem, das den PatientInnen eine Versorgung auf hohem Niveau bietet, auch im internationalen Kontext. Generell gibt es einen recht offenen und gerechten Zugang zu hochwertigen Medikamenten und eine hohe Absicherung durch die Sozialversicherung. Allerdings sind gerade im Bereich der seltenen und komplexen Erkrankungen innovative Therapiekonzepte und Serviceangebote von hoher Relevanz, und hier sehe ich noch Verbesserungspotenzial. Zum Beispiel zwischen dem stationären und dem ambulanten Bereich zu differenzieren, trägt meiner Meinung nach nicht zu einer umfassenden Betrachtung bei, die ich für notwendig halte. Denn die entscheidende Frage ist, wie wir die Investitionen im Gesundheitswesen am besten zum umfassenden Nutzen der PatientInnen einsetzen können

Was schätzen Sie am österreichischen System?

Der schnelle Marktzugang von neuen Medikamenten ist definitiv ein großer Vorteil des österreichischen Gesundheitssystems. Österreich belegt Platz 3 bei der Anzahl der für PatientInnen verfügbaren Orphan Drugs in den europäischen Ländern und Platz 4 bei der Zeit bis zur Verfügbarkeit, was ein großartiges Ergebnis ist und die starken Bemühungen des Gesundheitssystems unterstreicht. Außerdem sind die Therapien im Vergleich zu anderen Ländern für die PatientInnen meist kostenlos. Early-Access-Programme, vor allem für medizinisch unterversorgte Bereiche, sind von unschätzbarem Wert für die äußerst wichtige Sofortversorgung von PatientInnen. Hier sehe ich sehr positive Möglichkeiten in Österreich gegenüber anderen Ländern.

Außerdem wurden durch den Nationalen Aktionsplan für seltene Krankheiten bereits viele sehr wertvolle Maßnahmen umgesetzt, um die Situation für PatientInnen mit seltenen Krankheiten zu verbessern, aber ich sehe durchaus die Notwendigkeit eines nächsten Anschubs, das weiter zu entwickeln.

Können Sie über ein Beispiel aus Ihrem unmittelbaren Bereich berichten, das sinnbildlich für Ihre Einschätzung stehen kann?

Die Entwicklung von Therapien für seltene Krankheiten ist ein gutes Beispiel, hier sehen wir ein hohes Maß an ungedecktem Bedarf und Produkte, die einen signifikanten klinischen Nutzen bringen. Ein spezifisches Beispiel aus unserem unmittelbaren Umfeld wäre die Behandlung des Hereditären Angioödems (HAE): Hier sehen wir, dass ein breiter und gleichberechtigter Zugang nicht unbedingt erreicht wird. Außerdem setzt das Gesundheitssystem keine Anreize für die Behandlung zu Hause, die eine ideale Behandlungsoption für HAE-Patienten sein könnte.

Wenn die Behandlungspfade besser an die Bedürfnisse der Betroffenen angepasst werden, ist das nicht nur eine Frage der Convenience, sondern eine nachhaltige Verbesserung. Dies ermöglicht eine bessere Adhärenz, unterstützt die Ressourcen der PatientInnen und des Systems und trägt zur Nachhaltigkeit des Gesundheitssystems bei.

Was müsste getan werden, damit die Versorgung heimischer PatientInnen mit innovativen Arzneimitteln für die Zukunft sichergestellt ist?

Umfassende Patientenversorgung ist der Schlüssel, wir sollten uns fragen: „Was würde dem Patienten am meisten helfen“, „Was können wir tun, um die Qualität der Versorgung zu verbessern“. Die Digitalisierung bietet dabei zahlreiche Möglichkeiten – ein aktuelles Beispiel ist das H2O (Health Outcomes Observatory) -Projekt. Dieses paneuropäische und unternehmensübergreifende Projekt bringt den öffentlichen und privaten Sektor in einer strategischen Allianz zusammen, um ein beispielloses, standardisiertes Datenmanagement- und Infrastruktursystem in ganz Europa zu schaffen.  Es werden die Meinungen und Präferenzen der Patienten und Patientinnen in Therapieentscheidungen einbezogen, die ihre individuelle Gesundheitsversorgung und letztlich die der gesamten Patientengemeinschaft verbessern.

Weiters ist insbesondere die Verbesserung der End-to-End-Patientendaten relevant, bei denen die Daten die PatientInnen durch das Gesundheitssystem und ihr gesamtes Leben begleiten, um Nutzen und Outcomes zu verfolgen, was sich eng mit unseren Bemühungen um eine umfassende Patientenversorgung deckt.

Über Takeda

Takeda hat in Österreich bereits eine lange Geschichte: Was 1778 als Heilmittelwerke begann, ist heute der größte Pharmaarbeitgeber Österreichs und somit ein essentieller Teil der heimischen pharmazeutischen Industrie. Rund 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tragen täglich dazu bei, dass Medikamente aus Österreich in über 100 Länder weltweit gelangen und PatientInnen in Österreich Zugang zu den innovativen Arzneimitteln von Takeda erhalten. Der Schwerpunkt von Takeda liegt auf der Entwicklung hoch innovativer Arzneimittel, die dazu beitragen, das Leben von Menschen nachhaltig zu verändern, indem mit zielgerichteten Behandlungsoptionen neue Chancen geboten werden. Das umfangreiche Produktportfolio zu einem breiten Spektrum seltener und komplexer Erkrankungen liegt auf den Schwerpunkten Gastroenterologie, Onkologie, Seltene metabolische Erkrankungen, Hämophilie und Immunologie. takeda.com/de-at